Bremen gibt Samoa in Kolonialzeit geraubtes Kulturgut zurück

Das kunstvoll gearbeitete Teil eines samoanischen Kriegskanus gehörte lange zur Sammlung des Bremer Übersee-Museums. Jetzt ist der Bugsteven an seinen Herkunftsort zurückgebracht worden.

Das Bremer Übersee-Museum hat dem südpazifischen Inselstaat Samoa ein in der Kolonialzeit geraubtes Kulturgut zurückgegeben. Dabei handelt es sich um den kunstvoll gearbeiteten Abschluss eines Kriegskanus, das 1888 im samoanischen Bürgerkrieg geraubt, zersägt und unter den Deutschen aufgeteilt wurde. Der Bugsteven wurde von Museumsdirektorin Wiebke Ahrndt und der Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Katja Keul (Grüne), am Mittwoch in der samoanischen Hauptstadt Apia überreicht. Das teilte das Übersee-Museum am Donnerstag mit.

Admiral Wilhelm Souchon (1864-1946) hatte den Angaben zufolge das Stück während seiner Dienstzeit auf dem Kriegsschiff SMS “Adler” am 23. Oktober 1888 erbeutet. 1932 schenkte er es dem Museum – damals “Städtisches Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde”. Nach Rückgabeforderungen aus Samoa und entsprechend dem Eckpunktepapier von Bund und Ländern zum Umgang mit kolonialem Sammlungsgut hatte der Bremer Senat im Juni die Rückgabe beschlossen. Die Stadt ist Eigentümerin der Museums-Sammlungen aus kolonialem Zusammenhang.

Keul betonte: “Mit der Rückgabe stellen wir uns einem wichtigen Teil der Aufarbeitung unserer kolonialen Vergangenheit.” Sie bekundete den Wunsch, “dass die Rückgabe heute nicht nur an Vergangenes erinnert, sondern auch ein Zeichen setzen kann für neues Vertrauen”.

Der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) erklärte: “Die Auseinandersetzung mit unser Geschichte lehrt uns, dass uns nicht egal sein kann, wie und unter welchen Umständen die Ausstellungsstücke in den Besitz unserer Museen gelangt sind.” Dies gelte insbesondere für Exponate aus der Kolonialzeit. Bei deren Rückführungen habe das Bremer Übersee-Museum Maßstäbe gesetzt.

Der Bugsteven wird ab September 2024 für drei Jahre in einer Ausstellung an der Nationalen Universität von Samoa zu sehen sein, wie es hieß. Die Schau werde gemeinsam mit dem Übersee-Museum Bremen entwickelt.