„Brauner“ Bischof? – Konstanz benennt Conrad-Gröber-Straße um

Im Volksmund hatte er den Namen „brauner Conrad“. Nun benennt die Stadt Konstanz eine nach dem früheren Freiburger Erzbischof Conrad Gröber benannte Straße um – ab 2025. Seine Haltung zu den Nazis sei zumindest „strittig“.

Mit Beginn des Jahres 2025 werden in Konstanz sechs Straßen umbenannt – darunter die bislang nach dem früheren Freiburger Erzbischof Conrad Gröber (1872-1948) benannte Straße. Gröber leitete das Erzbistum Freiburg während des nationalsozialistischen Unrechtsregimes. „Strittig ist bis heute seine Haltung im Nationalsozialismus“, erklärte die Stadt Konstanz am Freitag. Die Conrad-Gröber-Straße werde künftig zur Josef-Picard-Straße – benannt nach dem jüdischen Architekten Josef Picard (1879-1946).

Gröber wurde 1932 Erzbischof von Freiburg. „Insbesondere 1933/34 hatte er die Hoffnung, dass sich die Kirche mit den Nationalsozialisten durch Entgegenkommen arrangieren könne“, erläuterte die Stadt Konstanz. Seine anfängliche Kooperationspolitik habe Gröber im Volksmund den Spitznamen „brauner Conrad“ eingebracht. „1934 wurde er förderndes Mitglied der SS, was die Spende regelmäßiger Geldbeträge bedeutete“, so die Stadt. Am Karfreitag 1941 hielt Gröber demnach eine Predigt, deren Sprache sich stark dem antisemitischen Vokabular der NS-Machthaber annäherte.

Allerdings fänden sich kritische Äußerungen Gröbers gerade zu Beginn der NS-Zeit. So habe Gröber einen öffentlichen Protest der katholischen Kirche gegen den Aufruf zum Judenboykott am 1. April 1933 befürwortet. „Öffentlichkeitswirksam wurden insbesondere seine Silvesterpredigten im Freiburger Münster und seine Fastenhirtenworte“, hieß es weiter. Darin habe er insbesondere die Kirchenfeindlichkeit des NS-Regimes gegeißelt.

Im Einzelnen werden in Konstanz folgende fünf weiteren Straßen umbenannt – mit Blick auf Aktivitäten der Namensgeber in der NS-Zeit: Die Franz-Knapp-Passage wird zur Rathauspassage; die Otto-Raggenbass-Straße heißt künftig Emma-Herwegh-Straße, die Felix-Wankel-Straße wird in Robert-Gerwig-Straße umbenannt, die Werner-Sombart-Straße in Ralf-Dahrendorf-Straße und die Hindenburgstraße in Matthias-Erzberger-Straße. Der Zeitpunkt für die Umsetzung der Umbenennung ist der 2. Januar 2025. Anwohner und betroffene Betriebe hätten damit „eine angemessene Vorlaufzeit für die Umstellung beispielsweise ihrer Geschäftsunterlagen“.