Beim Brand in Deutschlands größter Holzkirche in Clausthal-Zellerfeld in der Nacht zum Sonntag hat das schnelle Handeln von Gemeindemitgliedern und Feuerwehr offenbar eine noch größere Katastrophe verhindert. „Zehn Minuten später, und der Dachstuhl hätte in Flammen gestanden“, sagt Kirchenvorsteherin Ulrike Schoof. Schoof und Ute Wendt vom regionalen Kirchenbüro Oberharz waren in der Brandnacht von Küster Daniel Pätzolt angerufen worden und zur Kirche geeilt.
Bei dem Brand in der historischen Marktkirche mit mehr als 2.000 Sitzplätzen waren der Staatsanwaltschaft zufolge im Wesentlichen die Fassade und der Dachstuhl an der Ostseite beschädigt worden. Das Feuer wurde vermutlich vorsätzlich gelegt. Noch am Sonntag habe es eine vorläufige Festnahme gegeben. Die verdächtige Person sei aber wieder entlassen worden, weil es keinen dringende Tatverdacht gebe. Zur Schadenshöhe liegen noch keine Angaben vor.
Holzkirche von Clausthal-Zellerfeld: Küster zuerst vor Ort
Der Küster Pätzolt sei als erster vor Ort gewesen, nachdem die Brandmeldeanlage Alarm ausgelöst hatte, berichtete der Kirchenkreis Harzer Land. Weil er zugleich selbst in der Feuerwehr sei, habe er seinen Kameraden „Türen öffnen und Wege zeigen und dadurch vermutlich Schlimmeres verhindern“ können.

Als Kirchenvorsteherin Schoof und Ute Wendt an der Kirche ankamen, sei die Feuerwehr bereits im Einsatz gewesen. „Es war so verraucht und dunkel, dass man drinnen gar nichts erkennen konnte“, sagte Wendt. Die beiden Frauen hätten aber oben noch Stichflammen lodern sehen. Der Zwischenraum zwischen der Holzverkleidung und der Wand habe „wohl wie ein Kamin gewirkt“.
Der Einsatzleiter habe ihnen deutlich gemacht, dass das Feuer bereits kurz davor war, auf den Dachstuhl überzugreifen. Die Feuerwehrleute hätten in diesem Fall nichts mehr tun können. „Es war schon heftig, aber es lief in dieser Nacht alles sehr, sehr gut.“
Feuer in Holzkirche: “Dankbar, dass nicht mehr passiert ist”
Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng betonte: „Am Sonntagmorgen waren wir zugleich alle dankbar, dass nicht noch mehr passiert ist.“ Gleichzeitig sei die „Sorge groß, was wir vorfinden, wenn wir die Kirche wieder betreten und Fachleute den Schaden einschätzen können“. Schimmelpfeng und der Kirchenkreis sorgen sich dabei vor allem um die neue Orgel des Schweizer Orgelbauers Goll aus Luzern, die hinter der Wand steht, an der es gebrannt hat.
Die im 17. Jahrhundert errichtete evangelisch-lutherische Marktkirche „Zum Heiligen Geist“ im Stadtteil Clausthal ist seit 2005 ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Sie zählt neben den Fachwerkkirchen und den sogenannten Notkirchen, die nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurden, zu den wenigen erhaltenen Holzkirchen in Deutschland. Allein für den Turm wurden 56 Tonnen Holz verbaut.
