Die 75. Frankfurter Buchmesse will nach Worten ihres Direktors Juergen Boos Orientierung in Zeiten der Unsicherheit bieten. “Die Branche braucht Frankfurt als Kraftquelle und Inspiration”, sagte Boos am Mittwoch vor Journalisten in Frankfurt.
“In Zeiten einer Verunsicherung, die in der Wirtschaft, in der Politik, auch in der Kultur überall zu beobachten ist”, wachse die Bedeutung “intellektueller und künstlerischer Verortung”, sagte Boos. Für demokratischen Austausch stehe die Frankfurter Buchmesse seit ihren Anfängen in den Nachkriegsjahren. “Wir sind die Demokratiemesse.”
Boos erklärte, er freue sich besonders, dass Autor Salman Rushdie den Weg nach Frankfurt auf sich nehme. Der indisch-britische Schriftsteller wird bei der Buchmesse erwartet und erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Boos sagte, es sei Rushdies erster großer internationaler Auftritt seit dem Attentat vor einem Jahr. Im August 2022 war der von Islamisten bedrohte Schriftsteller in den USA auf offener Bühne mit einem Messer angegriffen worden. Rushdie ist seitdem auf dem rechten Auge blind. In Frankfurt soll er auch an einer Literaturgala auf dem Messegelände teilnehmen.
Verunsicherung in der Buchbranche gebe es durch das “Erstarken von autoritären Populisten, die unsere Zivilgesellschaft angreifen”, sagte Boos. Dieser Angriff richte sich auch gegen Autoren, Verleger, Bibliothekare und Buchhändler, die für Vielfalt stünden. Boos kritisierte auch eine “Verbannung unliebsamer Literatur in amerikanischen Schulbibliotheken und die Zensur von Jugendbüchern”.
Auf die Frage, ob Verlage aus dem rechten Spektrum bei der Frankfurter Buchmesse vertreten seien, sagte Buchmesse-Sprecher Torsten Casimir, die Lage habe sich verändert: “Es kommt so gut wie niemand mehr. Die haben die Lust daran verloren, bei uns Opfergeschichten zu provozieren.” Im Ausstellerverzeichnis werde man die “einschlägigen Verdächtigen” nicht mehr finden.
Zu den großen Themen der Buchmesse vom 18. bis 22. Oktober gehören unter anderen Künstliche Intelligenz, Klimawandel und Nachhaltigkeit. Den Ukraine-Krieg erwähnte Boos nicht explizit, sagte aber auf Nachfrage, dass es auch 2023 wieder einen “sehr großen Stand” der Ukraine gebe und “nach wie vor keinen russischen Nationalstand”. Im Exil lebende Vertreter der russischen Zivilgesellschaft seien hingegen bei Veranstaltungen vertreten.