Bistum Münster hat bisher 70 Kirchengebäude aufgeben

Kirchen werden umgewidmet oder Gemeinden verkleinern die Gebäude im Zuge von Modernisierungen. Allein von 70 Kirchengebäuden in den vergangenen 15 Jahren hat sich das katholische Bistum Münster getrennt.

Die Dominikanerkirche in Münster
Die Dominikanerkirche in MünsterFlorian Adler / Wikimedia Commons

Münster/Vechta. Im katholischen Bistum Münster sind in den vergangenen 15 Jahren 70 Kirchengebäude und Klosterkirchen geschlossen worden, weil es für sie keinen Bedarf mehr gab oder sie umgewidmet wurden. Als erste Kirche wurde 2005 die St.-Bonifatius-Kirche in Münster aufgegeben, die in das heutige Verlagshaus der bistumseigenen Wochenzeitung „Kirche + Leben“ umgewandelt wurde, wie das Generalvikariat in Münster mitteilte. Bistumsweit gibt es demnach noch über 700 Pfarrkirchen und Kapellen.

Zum Bistum Münster gehört in Niedersachsen auch der Offizialatsbezirk Oldenburg mit den Landkreisen Cloppenburg und Vechta. Dort seien in den vergangenen Jahren fünf Kirchen profaniert worden, sagte ein Sprecher des Offizialats dem epd. Vier von ihnen würden inzwischen anderweitig genutzt.

Bedarf für kirchliches Depot

Die ausrangierten Kunstobjekte der aufgegebenen Kirchen im Bistum werden den Angaben zufolge in fünf angemieteten Depots aufbewahrt. Dazu gehören Gemälde, Glasmalereien, Skulpturen und sakrale Gegenstände wie alte Kreuze. In einem 1.000 Quadratmeter großen Depot in Warendorf wurde demnach sogar ein kompletter Beichtstuhl aus der 2017 profanierten Dominikanerkirche in Münster untergebracht. Ein weiteres nicht klimatisiertes Lager ist ausschließlich für unempfindliche Objekte wie Steinarbeiten oder Glocken ausgelegt. Mit der Einlagerung sollen die Gemeinden entlastet und im Idealfall die Gegenstände in anderen Kirchen wieder eingesetzt werden, wie das Bistum erklärte.

Längst gebe es Bedarf für ein weiteres kirchliches Depot: „Zwar sind die Profanierungen von Kirchen zurzeit gestoppt, aber im Zuge von Modernisierungen werden Kirchen verkleinert“, erläuterte der Leiter der Abteilung Kunst und Kultur im Generalvikariat, Thomas Flammer. In den 723 Kirchen und Kapellen im Bistum müssten in den kommenden Jahren mindestens 150.000 Objekte dokumentiert und eingelagert werden, darunter Altäre, barocke Malereien, mittelalterliche Kelche und Gewänder.

Anfang des kommenden Jahres sollen laut Flammer im Bistum Richtlinien verabschiedet werden, die festlegen, wie sowohl mit dem zurzeit genutzten als auch mit dem bereits eingelagerten Kunstgut umgegangen wird. „Die Ausstattung in unseren Kirchen ist Ausdruck gelebten Glaubens und kultureller Vielfalt über Jahrhunderte hinweg“, betonte der Kirchenhistoriker. Dieses reiche Erbe gelte es für die kommenden Generationen zu bewahren. (epd)