Bistum Hildesheim: Betroffenenrat unterstützt kritischen Pfarrer

Der Betroffenenrat Nord unterstützt den katholischen Pfarrer Matthias Eggers in seiner Kritik am Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. Das Gremium solidarisiere sich mit dem Pfarrer der St. Petrus Gemeinde in Wolfenbüttel, heißt es in einer am Sonntagabend verbreiteten Stellungnahme. Der Bischof habe Eggers aufgefordert, freiwillig vom Amt des Pfarrers zurückzutreten, und sich ein Amtsenthebungsverfahren vorbehalten. Eggers habe mit seiner offenen Kritik „aus Sicht der Bistumsleitung dem Volk Gottes Schaden zugefügt“. In einem Zeitungsinterview hatte der Pfarrer dem Bistum und Wilmer mangelnden Aufklärungswillen in Missbrauchsfällen vorgeworfen.

Nicht Eggers Kritik schade dem Volk Gottes, sondern eine Kirche, die Missbrauch betreibe, vertusche und die Täter schütze, betonte der Betroffenenrat, der sich aus Personen zusammensetzt, die sexuelle Gewalt durch Priester oder andere Mitarbeiter in den katholischen Bistümern Hildesheim, Hamburg und Osnabrück erlitten haben. „Wir rufen Bischof Wilmer auf, sein Ultimatum zu überdenken, Pfarrer Eggers als Seelsorger wertzuschätzen und sein Wissen um die Verletzungen von Betroffenen zu würdigen und zu nutzen.“

Eggers werde von vielen Betroffenen im Bistum und darüber hinaus sehr geschätzt, schreiben unter anderem Norbert Thewes, Ilona Düing und Raphael Ohlms vom Betroffenenrat. Der Pfarrer höre zu und engagiere sich persönlich dafür, dass Betroffene ihre Geschichten vorbringen könnten. „Deshalb suchen etliche Betroffene aktiv den Kontakt zu ihm.“ Auch der Betroffenenrat schätze sein Engagement.

Auch die Kirchengemeinde und der Bürgermeister von Wolfenbüttel, Ivica Lukanic (parteilos) stehen leut einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Montag) auf der Seite Eggers und kritisieren die Reaktion des Bischofs. Der Gottesdienst in der völlig überfüllten Petruskirche am Sonntag sei eine Solidaritätskundgebung für den Pfarrer gewesen. Lukanic habe Wilmer in einem offenen Brief aufgefordert, den Diskurs zu führen und ihn nicht etwa durch personelle Maßnahmen zu beenden, heißt es in dem Bericht. Pfarrer Eggers sei ein Aufklärer, der das Vertrauen der Stadtgesellschaft genieße.