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Bischof Wilmer: Demokratie lebt vom Streit – und vom Zuhören

Beleidigungen und Hasstiraden im Internet: Bischof Wilmer sieht in wachsender Hetze eine Gefahr für die Demokratie. Besonders die digitale Debattenkultur macht ihm Sorgen.

Für den Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer sind Streit und Dialog für eine lebendige Demokratie bedeutsam. “Demokratie lebt schon vom Streit, vom Ringen. Das ist übrigens auch biblisch”, sagte Wilmer im Deutschlandfunk. Besorgniserregend sei jedoch, “dass wir immer weniger einander zuhören”. Stattdessen würden andere Menschen diffamiert und verunglimpft bis hin zu Hasstiraden im Internet. “Das ist keine Kultur, die eine Zukunft hat.”

Wilmer, der seit 2018 das Bistum Hildesheim leitet und der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz vorsteht, sprach sich zudem für einen Bezug zur Transzendenz als Grundlage demokratischer Kultur aus. “Eine Regierung, die sich selbst legitimiert, wird am Ende autoritär”, sagte er. Der Glaube an eine höhere Dimension lehre den Respekt vor dem Unverfügbaren. “Alle Menschen haben eine unverfügbare Würde, und darüber kann auch nicht debattiert werden, nicht diskutiert werden und nicht abgestimmt werden. Das ist der Demokratie vorgeschaltet.”

Humanisten wolle er mit dieser Haltung nicht herabwürdigen. “Das ist eine Option, die ich respektiere”, betonte er. Zugleich sehe er es als Aufgabe von Christen, “die Option Gott” in gesellschaftliche Debatten einzubringen.

Eine große Chance für die Demokratie sieht Wilmer nach eigenen Worten im Ehrenamt: “Eine Demokratie lebt dann, wenn die Menschen, die in der Demokratie leben, nicht nur auf Nutzen aus sind und Opportunität, sondern sich einbringen – auch freiwillig, ohne zu fragen, was bekomme ich dafür.”