Bischof Meyns: Aufarbeitung sexualisierter Gewalt ist „ein Marathon“

Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns wertet die sogenannte ForuM-Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) als „einen weiteren Baustein“ auf dem Weg zu einer Aufarbeitung von sexueller Gewalt in der evangelischen Kirche. „Das ganze Thema der sexualisierten Gewalt ist ein Marathon, kein Sprint“, betonte der Landesbischof am Freitag in Braunschweig. Alle Akten, die im Zuge der unabhängigen Studie ausgewertet worden seien, würden für vertiefende Einblicke auch von regionalen Aufarbeitungskommissionen gesichtet, kündigte Meyns an, der Mitglied im EKD-Beauftragtenrat zum Schutz vor sexualisierter Gewalt ist.

Die Landeskirchen und die Diakonie-Landesverbände planen neun solcher unabhängig arbeitenden Kommissionen, die jeweils mit sieben oder mehr Mitgliedern besetzt sind, darunter mindestens zwei Betroffenen. Weniger als die Hälfte der Mitglieder sollen Beschäftigte aus Kirche und Diakonie sein, die Kommissionsmehrheit soll aus den Bereichen Wissenschaft, Fachpraxis, Justiz und der öffentlichen Verwaltung gewonnen werden.

Meyns äußerte die Hoffnung, dass sich durch die regionalen Aufarbeitungskommissionen auch Betroffene melden, die bislang keinen Kontakt zur Kirche haben wollten. Das Perfide sei, dass die Opfer sexueller Gewalt sich oft nicht trauten, etwas zu sagen und somit ein Täterschutz entstehe, unterstrich der Theologe. „Umso wichtiger ist es, dass wir versuchen, offensiv damit umzugehen und die Betroffenen dazu aufrufen und zu ermutigen, sich zu melden, um die Fälle aufarbeiten zu können.“

Die am Donnerstag vorgestellte ForuM-Studie liefert dem Forschungsverbund zufolge „deutliche Belege“ für ein hohes Ausmaß sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und diakonischen Werken. Die Rede ist von 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern. Dies sei aber nur „Spitze der Spitze des Eisbergs“.