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Bischof Meier: Deutsche und Polen sollten einander besser kennen

Sie sind Nachbarn, sind sich aber trotzdem oft fremd: Deutsche und Polen. Deshalb braucht es mehr Kontakte und Vertrauen untereinander, fordern Politiker, ein Botschafter und ein Bischof.

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, der Augsburger Bischof Bertram Meier, hat bessere Kontakte zwischen Deutschen und Polen angemahnt. “Das Kennenlernen ist einfach”, sagte Meier am Donnerstag während eines Symposions zum Verhältnis von Deutschen und Polen in der Katholischen Akademie Berlin. “Aber man muss sich auch kennenlernen wollen.”

Man müsse sich fragen, warum man immer noch so wenig voneinander wisse und es so wenig Austausch zwischen den Nachbarn gebe. “Immer noch prägt oft Misstrauen das Verhältnis, und an Vorurteilen mangelt es beidseitig nicht.” Meier betonte, dass der Bischofskonferenz die Kontakte nach Polen besonders am Herzen lägen. Mit der Polnischen Bischofskonferenz gebe es eine fest etablierte Kontaktgruppe, in deren Rahmen sich deutsche und polnische Bischöfe regelmäßig austauschten.

Das unterscheidet die Bischöfe von der Bevölkerungsmehrheit: Dass Deutsche und Polen seit über 25 Jahren Verbündete in der Nato sind, sei bei den Menschen in beiden Ländern immer noch nicht angekommen, sagte der polnische Geschäftsträger in Deutschland, Botschafter Jan Tombinski. “Man denkt noch immer in nationalen Grenzen.”

Der Polen-Beauftragte der Bundesregierung, der Brandenburger Bundestagsabgeordnete Knut Abraham (CDU), rief zu mehr Vertrauen zwischen Deutschen und Polen auf. “Wir sind Verbündete, wir stehen füreinander ein”, sagte Abraham. Dennoch sei die Vertrauensbasis “eine ganz empfindliche Sache”. Im Laufe des Mittwochs habe sein Handy kaum stillgestanden: Unzählige Menschen hätten gefragt, warum sich der Bundeskanzler noch nicht zu den russischen Drohnen in Polen geäußert habe. “Das hat er dann auch getan”, sagte Abraham. “Aber im Hintergrund stand die Frage: Seid ihr wirklich verlässlich?”

Der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Rolf Nikel, forderte mehr Geld für internationale Begegnungen, etwa von Jugendlichen. Sie seien “eine Art Gegengift” gegen Nationalismus und Populismus. “Man kann jedem nur empfehlen, ins Nachbarland zu reisen”, sagte Nikel. “Wir brauchen wirklich ein vereintes Europa: Es geht nicht um Amerika first, Germany first, es geht um Europe united.”

Der Leiter der Europäischen Akademie Kreisau, Robert Zurek, mahnte eine neue europäische Erzählung an. “Wir haben unsere Ziele erreicht: Wir sind Freunde und Partner im vereinigten, grenzfreien Europa”, sagte Zurek. “Was möchte man mehr?” Doch wenn man heute die Zivilgesellschaft, vor allem die Jugendlichen, für die deutsch-polnische Partnerschaft begeistern wolle, müsse man den Eindruck vermitteln, dass es sich lohne, “dass es eine Auswirkung auf ihr Leben hat”.