Bischof Jeremias: Kirche muss auch mit AfD-Wählern reden

Am Donnerstag distanzierten sich die katholischen Bischöfe deutlich von der AfD. Ein evangelischer Bischof will Anhängern der Partei im Gespräch bleiben, auch wenn es schwierig sei.

Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Tilman Jeremias, will weiter das Gespräch mit Anhängern der rechtsextremistischen AfD suchen. „Ich will mich dem nicht verweigern, auch wenn es dünnes Eis ist, auf dem wir da als Kirche sind“, sagte der Theologe am Freitag vor der in Travemünde tagenden Synode der Nordkirche. In Mecklenburg-Vorpommern ist die AfD in aktuellen Umfragen mit rund 30 Prozent der Wählerstimmen stärkste Kraft.

In seinem turnusgemäßen Sprengelbericht ging Jeremias auch auf die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung „KMU 6“ vom vergangenen November ein, die der Kirche eine flächendeckende religiöse Entfremdung attestiert. Die Kirche müsse sich stärker die Frage stellen, wie sie die Vermittlung des christlichen Glaubens wieder in den Mittelpunkt stellen könne. „Die KMU 6 wirft uns auf unser Kerngeschäft, die Kommunikation des Evangeliums, zurück“, sagte Jeremias.

Nach der ForuM-Studie zum sexuellen Missbrauch in der Evangelischen Kirche müsse sich die Kirche einer inhaltlichen Neuausrichtung stellen. Sie müsse sich als „verletzliche, versehrte und zerbrechliche Gemeinschaft“ verstehen, die sich den Menschen in ihrer Not und ihrem Leid zuwende.