Bischof Ipolt: Es kann keinen abgestuften Lebensschutz geben

Der Görlitzer katholische Bischof Wolfgang Ipolt warnt vor einer Aufweichung des Lebensschutzes durch eine Liberalisierung des Abtreibungsrechts. „Es gibt von verschiedenen Seiten das Bestreben, den Schwangerschaftsabbruch aus dem Strafrecht herauszunehmen“, sagte er mit Blick auf entsprechende Pläne in der Regierungskoalition. Damit würde der lange geltende und aus seiner Sicht bis heute tragfähige Kompromiss in dieser Frage aufgelöst werden.

Ipolt äußerte sich am Samstag beim Neujahrsempfang des Bistums Görlitz. Er warnte davor, das „Selbstbestimmungsrecht der Frau“ zu instrumentalisieren. „Es kann aus unserer Sicht keinen abgestuften Lebensschutz geben, der das eine gegen das andere Leben ausspielt“, betonte der Bischof. Eine andere Regelung könne den „Schutz des ungeborenen Lebens“ nur schwächen.

Mit Blick auf die Debatte um Sterbehilfe sagte der Görlitzer Bischof, dass in katholischen und caritativen Einrichtungen alles für die „Suizidprävention“ von Menschen getan werde, aber eine Suizidassistenz nicht gestattet sei. „Als Christen betonen wir, dass sich das Recht auf Selbstbestimmung nicht auf das eigene Leben beziehen kann“ so der Bischof.

Bei dem Empfang für Vertreterinnen und Vertreter aus Kirchen, Politik und Gesellschaft rief der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer (CDU), der aus Görlitz stammt, die Christen auf, sich weiter in der Gesellschaft zu engagieren. Dabei warnte der Ministerpräsident ausdrücklich vor der AfD. Es gebe in dieser Partei auch „anständige Menschen“, wie es sie in jeder Partei gebe. Doch im Unterschied zu anderen Parteien seien in der AfD auch Rechtsextremisten vertreten. Diese machten den Unterschied, betonte Kretschmer.

Das Bistum Görlitz ist mit gut 29.000 Katholiken das kleinste Bistum der katholischen Kirche in Deutschland. Das Jahresthema für 2024 lautet: „Im Glauben Brücken bauen“. Damit nimmt es in diesem Jahr den 850. Geburtstag der heiligen Hedwig, der Patronin des Bistums Görlitz, und das Jubiläum der Gründung des Bistums vor 30 Jahren in den Blick.