Bischof Feige: Kirche muss Nöte der Zeit wahrnehmen
Zum 25. Jahrestag seiner Bischofsweihe hat der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige die Kirche dazu aufgerufen, sich nicht von der Welt abzukapseln. Bei einem Festgottesdienst am Samstag in der Magdeburger Kathedrale St. Sebastian sagte Feige, die Kirche müsse sich stattdessen der ganzen Wirklichkeit stellen und die Nöte der Zeit wahrnehmen.
Als Beispiele nannte er soziale Verwerfungen, gesellschaftliche Polarisierungen, Hunger und Krieg, Vertreibung und Flucht. Es gehe darum, solidarisch mit den Betroffenen zu sein. „Dazu gehört, sich jeglichem Extremismus entgegenzustellen und noch entschlossener für die Würde eines jeden Menschen einzusetzen“, betonte der Bischof.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) dankte Feige in seinem Grußwort für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die Kirchen seien Bestandteil und „Wertegeneratoren“ der Gesellschaft. Sie seien nicht nur Partner der Politik, sondern gäben auch Orientierung für das politische Geschehen. Sowohl das Grundgesetz als auch die Landesverfassung von Sachsen-Anhalt betonten die „Verantwortung vor Gott“ in ihren Präambeln.
Feige sprach sich bei dem Festgottesdienst überdies für ein engeres Miteinander zwischen Amtsträgern und Laien in der katholischen Kirche aus. „Wir alle gehören zum Volk Gottes, sind durch Taufe und Firmung mit Christus und untereinander verbunden“, betonte er in seiner Predigt.
Ab dem kommenden Jahr sollen im Bistum Magdeburg Kirchenmitglieder stärker an Entscheidungen beteiligt werden. Dazu wird der Bistumsrat um gewählte Ehrenamtliche aus den einzelnen Pastoralregionen erweitert. Der Vorsitzende des Katholikenrates, des obersten Laiengremiums im Bistum, Dagobert Glanz, lobte in seinem Grußwort, dass damit Forderungen des Reformprozesses „Synodaler Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland umgesetzt würden.
Feige war vor seiner Bischofsweihe am 11. September 1999 in Magdeburg Professor für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Ostkirchenkunde in Erfurt. Anschließend war er bis 2004 Weihbischof im Bistum Magdeburg. Nach der Emeritierung des damaligen Bischofs Leo Nowak wurde der 1951 in Halle geborene Feige 2005 vom damaligen Papst Johannes Paul II. (1920-2005) zum Bischof von Magdeburg ernannt.
Feige engagiert sich in der Ökumene, der Zusammenarbeit der christlichen Konfessionen. Er ist seit 2012 Vorsitzender der Ökumene-Kommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Ferner gehört er mehreren Dialoggremien an, in denen orthodoxe Kirchen und die Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vertreten sind. 2014 wurde Feige zudem von Papst Franziskus in das vatikanische Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen berufen.
Das Bistum Magdeburg besteht in der jetzigen Form seit 1994 und zählt damit zu den jüngsten Bistümern in der Bundesrepublik. Mit weniger als 72.000 Katholiken ist die Diözese nach Görlitz zahlenmäßig die zweitkleinste in Deutschland. Die Fläche des Bistums entspricht weitgehend dem Bundesland Sachsen-Anhalt. Hinzu kommen Gebiete im Westen Brandenburgs sowie im Norden von Sachsen. In Sachsen-Anhalt gehören rund drei Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche an.