Bischöfin Hofmann: Säkularisierung zwingt zu neuer Kirchengestalt

Sinkende Mitgliederzahlen, schwindende Ressourcen, weniger gesellschaftliche Relevanz: Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) ringe intensiv darum, wie sie angesichts veränderter Rahmenbedingungen ihre Anliegen weiter verwirklichen könne, sagte Bischöfin Beate Hofmann am Montag zum Auftakt der Herbstsynode im nordhessischen Hofgeismar.

Die Tagung des höchsten kirchlichen Beschlussgremiums steht unter dem zentralen Thema „Kirche der Zukunft“. Diese wird nach den Worten Hofmanns eine „hörende, betende, feiernde und singende“ Kirche bleiben, wo sich Menschen treffen, das Evangelium teilen und sich für die Sorgen anderer öffnen. Aber immer mehr Menschen könnten mit Religion nichts mehr anfangen, sagte die Bischöfin. Dieser Prozess sei nicht aufzuhalten: „Es wird nicht mehr so werden, wie es früher einmal war.“ Deshalb brauche es den Spagat, dass die Kirche mit den ihr Verbundenen lebe und gleichzeitig den Kontakt zu denen suche, die nicht mehr sind oder noch nie da waren, sowie zu Mitgliedern, die über einen Austritt nachdenken.

Die Kirche hat nach den Worten von Hofmann nach wie vor eine große Reichweite. Viele schätzten ihr soziales Engagement und erwarteten, dass sie weiterhin Angebote wie Kitas und Notfallseelsorge mache, auch wenn sie selbst dazu keinen Beitrag mehr leisteten. Hofmann betonte, dass diese Angebote nur durch finanzielle Unterstützung, wie Kirchensteuer, Spenden oder andere Formen gesellschaftliche Förderung, möglich seien.

Die Bischöfin forderte die Kirche auf zu lernen, „minderheitlich“ zu werden. Sie plädierte für eine Zusammenarbeit mit anderen Kirchen und zivilgesellschaftlichen Bündnissen. Hofmann sprach sich auch für ein engeres Zusammenspiel von Kirche und Diakonie aus, besonders angesichts der kritischen Situation in der Pflege. Neue kirchliche Formate sollten ihrer Ansicht nach regional, kooperativ und interdisziplinär entwickelt werden. Die Bischöfin machte deutlich: „Es wird nicht überall das gleiche kirchliche Leben geben.“

Die Synode tagt bis Mittwoch. Weiter Tagesordnungspunkte sind unter anderem der Finanzbericht von Vizepräsidentin Katharina Apel, die aktuellen Entwicklungen im Reformprozess und verschiedene Kirchengesetze.