Nach den Worten der Bischöfin der kurhessischen Kirche, Beate Hofmann, sehen sich Menschen in diesen unruhigen Zeiten nach Begleitung, Frieden und Geborgenheit, verließen aber dennoch die Kirche. Gleichwohl bleibe die Hoffnung auf Gottes Segen im Kontext dieser Welt, sagte Hofmann am Montag bei der Landessynode derEvangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck im nordhessischen Hofgeismar.
In ihrem Bericht mit dem Titel „Das segnende Handeln der Kirche im Horizont der mutigen Gnade Gottes“, den sie den Synodalen vorlegte, sprach die Bischöfin über die Sehnsucht nach Segen und über „das Ringen um Frieden im Nahen Osten“, den Ukraine-Krieg und andere Krisenherde. Kirche könne nach wie vor ein Ort sein, wo diese Sehnsucht gestillt wird, sagte sie. Allerdings veränderten sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen rasant, die Kirche habe kein Monopol mehr. Nach Ansicht Hofmanns eröffnet sie diesen Segensraum, wenn sie dahin geht, wo sich Menschen gern aufhalten oder wenn sie das Potenzial ungewöhnlicher Orte nutzt.
Der Wandel zeige sich beispielsweise daran, dass die Tauforte und das Taufalter vielfältiger werden, die Konfirmandenzeit mittlerweile die bedeutendste Kircheneintrittsgelegenheit ist, kirchliche Trauungen und Bestattungen weniger werden. „Die Rituale der Kirche sind eine Option, die man wählen kann, aber nicht muss“, resümierte die Bischöfin. Kirche bewege sich zunehmend auf einem Markt in der Konkurrenz zu „freien“ Anbietern”. Sie sollte deshalb aktiv und selbstbewusst einladen, Lebensschwellen mit Gottes Segen zu feiern.
Hofmann warb dafür, Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Bestattungen einladend und im engen Austausch mit den Beteiligten zu gestalten. Sie erinnerte an die Landesgartenschau in Fulda, wo am „Himmelszelt“ der evangelischen Kirche mehr als 500 Einzel-, Paar- und Gruppensegnungen stattgefunden haben, und an die über 50 Tauffeste der Landeskirche mit rund 500 Taufen in diesem Sommer.
Herausforderung sei der Umgang mit der Kirchenmitgliedschaft: „Lassen wir zu oder laden wir ein? Fragen wir zuerst nach der Kirchenmitgliedschaft, um zu entscheiden, ob jemand getraut, beerdigt oder Taufpate werden kann? Oder bieten wir Segen und Begleitung an, ohne Bedingungen zu stellen?“ Das Nebeneinander von Verbundenen, die „treu Kirchensteuer bezahlen“ und jenen, die sich zeitweise zugehörig fühlen und engagieren, führt nach Hofmanns Worten in ein Dilemma. Die evangelische Kirche sei auf die verbindliche Form der Zugehörigkeit und Finanzierung als Basis angewiesen. Dennoch müsse die Kirche Zugehörigkeit vielfältiger denken.
Bis einschließlich Mittwoch, 29. November, tagen die Synodalen in der Evangelischen Tagungsstätte in Hofgeismar. Weitere Schwerpunkte sind unter anderem die Finanzentwicklung der Landeskirche, die Finanzierung der Diakonie Hessen und die aktuellen Entwicklungen im Reformprozess der EKKW.