Bischöfin Fehrs sieht „Störpotenzial in Ökumene“

Aus dem Vatikan würden Signale kommen, die nicht nur Mut machen. Die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende nannte auch Spannungen zwischen den orthodoxen Kirchen wegen des Ukraine-Kriegs.

Bischöfin Kirsten Fehrs
Bischöfin Kirsten FehrsJens Schulze / epd

Bensheim. Die stellvertretende Ratsvorsitzende der EKD, Kirsten Fehrs, sieht nach eigenen Worten „in der Ökumene aktuell Störpotenzial“. Dies gelte trotz aller Fortschritte in der Beziehung zwischen evangelischer, katholischer und orthodoxer Kirche in den vergangenen Jahrzehnten, sagte die Hamburger Bischöfin in Bensheim. Sie äußerte sich beim Studientag zum 75-jährigen Bestehen des Konfessionskundlichen Instituts, das am 1. November 1947 in Bensheim gegründet wurde.

Jüngere Einlassungen des Kurienkardinals Kurt Koch sendeten „Signale, die nicht nur Mut machen“, sagte Fehrs. Sie verwies auf eine Äußerung des Ökumeneministers des Vatikan vom 25. August. Der Theologe hatte gesagt: „Heute stehen wir vor der Schwierigkeit, dass wir noch immer keine gemeinsame Sicht des Ziels der Ökumene haben. Jede Kirche hat ihre eigene Vorstellung von der Einheit ihrer Kirche und steht deshalb in der Versuchung, diese Vorstellung auch auf das Ziel der Ökumene zu übertragen.“ Es könne in der Ökumene nicht darum gehen, „dass man dem Partner etwas aufdrängen will“, so Koch im „Badischen Tagblatt“.

„Aufgewühlte ökumenische Landschaft“

Im Rückblick auf die Vollversammlung des Weltkirchenrates in Karlsruhe vom 31. August bis 8. September sagte Fehrs, man sehe sich „einer aufgewühlten ökumenischen Landschaft gegenüber“. Beim ÖRK-Treffen seien angesichts des Ukraine-Krieges Spannungen zwischen orthodoxen Kirchen zu erkennen gewesen: „Zum einen die Spannung zwischen beiden orthodoxen Kirchen in der Ukraine, dann die Spannungen zwischen der bisher zur Russischen Orthodoxen Kirche gehörigen Ukrainischen Orthodoxen Kirche und ihrer Kirchenleitung in Moskau, zum dritten die Spannungen zwischen dem Moskauer Patriarchat und dem Patriarchat von Konstantinopel und anderen orthodoxen Kirchen.“ Dies sei eine Gemengelage, „die ein Gespräch in Karlsruhe unmöglich machte“, so Fehrs.

Fehrs betonte, die Einheit der Christen sei dennoch mit Leidenschaft zu erstreben. „Ökumenisch zu denken und zu handeln, ist aus dem Neuen Testament und der Geschichte der Kirchen geboten“, sagte sie. „Bis an das Ende der Zeit vereint alle Kirchen das Ziel, das befreiende Evangelium in überzeugender Weise zu leben und weiterzutragen.“ Dies gehe nur gemeinsam. (KNA)