Bischöfin Fehrs: Politik muss sich um Seeleute sorgen

Manche Seeleute seien seit einem Jahr an Bord und hätten ihre Familien nicht gesehen. Für sie müssten Rückreisen in ihre Heimat möglich sein.

Bischöfin Kirsten Fehrs
Bischöfin Kirsten FehrsMarcelo Hernandez / Nordkirche

Hamburg. Bischöfin Kirsten Fehrs hat an die Bundesregierung appelliert, eine internationale Lösung für Seeleute auf den Weg bringen, die seit Monaten ihre Schiffe nicht verlassen dürfen. „Die Politik muss international die Flagge der Humanität für Seeleute zeigen“, sagte Fehrs bei einem Besuch im internationalen Seemannsclub „Duckdalben“ im Hamburger Hafen. Jetzt sei die Politik gefordert, für die Menschen an Bord der Schiffe zu sorgen.

Die Bundesregierung solle ihre außenpolitischen Kontakte nutzen, die restriktiven Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen an Bord so weit zu lockern, dass sichere Landgänge und Wechsel der Crews möglich werden, sagte die Bischöfin. So müssten Seeleute in ihre Heimatländer einreisen dürfen, und dafür müssten genügend Flüge zur Verfügung stehen.

Soziale Härten

Während an Land immer mehr Restriktionen gelockert werden, verharren weltweit etwa 200.000 Seeleute auf ihren Schiffen. Die Corona-Pandemie bedeutet für viele von ihnen psychologische Not und soziale Härte: Sie dürfen ihr Schiff nicht verlassen, wenn Häfen keinen Landgang erlauben. Der Besuch eines Seemannsclubs, in dem sie einkaufen oder kurzen privaten Abstand zur Arbeit gewinnen können, ist eingeschränkt. Der sonst regulär vorgenommene Austausch der Mannschaften findet selten statt. Manche sind inzwischen mehr als zwölf Monate an Bord.

Es sei wichtig, so die Bischöfin für die Hafenstädte Hamburg und Lübeck, dass die Politik den Einsatz der Seeleute für die Gesellschaft und für die Weltwirtschaft würdige. Doch es reiche nicht, zu erkennen, dass auch Seeleute systemrelevant sind, weil sie für volle Regale und funktionierende Produktionen sorgen. „Es reicht nicht zu applaudieren: Wir müssen auch praktisch helfen“, sagte sie. Und dabei gehe es nicht nur um individuelle Hilfe, sondern auch um die Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz „Schiff“.

Fehrs ist seit 2019 „Stimme der Seeleute“ für die Deutsche Seemannsmission. Anlass für ihren Besuch im „Duckdalben“ waren Vorbereitung für den „Tag des Seefahrers“ am 25. Juni. (epd)