Bischöfe sehen mit Wahl Kemmerichs rote Linie überschritten

Aus christlicher Sicht dürfe es keine Regierung unter Mitwirkung von Rechtsextremisten geben, schreiben die Geistlichen, zu denen auch Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt gehört.

Thomas Kemmerich
Thomas KemmerichSandro Halank / Wikimedia Commons

Erfurt/Schwerin. Leitende Geistliche der evangelischen ostdeutschen Landeskirchen haben die Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) zum Thüringer Ministerpräsidenten mit den Stimmen der AfD scharf kritisiert. „Die FDP- und die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag haben gestern eine rote Linie überschritten: Aus christlicher Sicht darf es keine Regierung unter Mitwirkung von Rechtspopulisten und Rechtsextremisten geben“, heißt es in einer in Erfurt verbreiteten gemeinsamen Erklärung.

Das Verhalten von CDU und FDP leiste antidemokratischen, fremdenfeindlichen und antisemitischen Positionen Vorschub und mache sie salonfähig. „Für Christinnen und Christen aber hat jeder Mensch seine Würde. Aufgabe der Politik ist es nach Artikel eins Grundgesetz, diese Würde zu wahren und zu verteidigen“, schreiben die Geistlichen. Dies könne nicht gelingen, wenn mit Rechtsextremisten gemeinsame Sache gemacht werde. An die Abgeordneten im Thüringer Landtag appellieren sie, den Weg für Neuwahlen frei zu machen.

Unterzeichnet hat diese Erklärung auch Nordkirchen-Lanedsbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. Außerdem haben unterschrieben: der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, Bischof Christian Stäblein von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Kirchenpräsident Joachim Liebig von der Evangelischen Landeskirche Anhalts, die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Kristina Kühnbaum-Schmidt, und Bischöfin Beate Hofmann von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Zum Gebiet der kurhessischen Kirche zählt ein Kirchenkreis um die Thüringer Stadt Schmalkalden.

Die Wahl stieß auch beim katholischen Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr auf Skepsis. „Die Aufgabe eines Ministerpräsidenten besteht auch darin, das Land zusammenzuhalten. Das ist umso wichtiger, da die Gesellschaft in Thüringen nicht nur pluralisiert, sondern polarisiert ist“. Ein Ministerpräsident müsse „für alle da sein“, mahnte der Bischof. (epd/KNA)