Bischöfe rufen an Karfreitag zu Mitgefühl auf

Evangelische und katholische Bischöfe haben in ihren Karfreitagsbotschaften zu Mitgefühl mit Not leidenden Menschen aufgerufen. Die Geschichte von der Kreuzigung Jesu erinnere die Menschen daran, dass sie selbst verletzlich seien, sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister am Donnerstag in der Stiftskirche zu Loccum. Sie dürften aber auf „die Mitleidenschaft“ Jesu hoffen. Meister ist auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), der rund 7,8 Millionen Protestanten angehören.

Der Lutherische Weltbund (LWB) räumte ein, dass viele Menschen aufgrund traumatischer Erfahrungen, etwa Gewalt oder schwere Krankheiten, Gottes Abwesenheit und Schweigen beklagen. „Klagegebete sind zugleich Hilfeschreie und Glaubenszeugnis“, erklärte die isländische Pfarrerin und LWB-Vizepräsidentin für die Region Nordische Länder, Arnfridur Gudmundsdottir. Wer Gott um Hilfe bitte, könne jedoch Worte für das erfahrene Leid finden. Der LWB ist ein Dachverband von fast 80 Millionen lutherischen Christen in 99 Ländern.

Viele Menschen sehen Religionen laut dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx nicht mehr als Werkzeuge des Friedens. Sie sähen sie vielmehr „als Aggressionsverstärker und Polarisierer, die Menschen voneinander trennen“, sagt der Kardinal am Karfreitag im Münchner Liebfrauendom laut vorab verbreiteter Mitteilung. „Es ist ein Skandal, wenn Religionen zum Unfrieden beitragen.“ Religionen dürften in politischen Konflikten weltweit nicht weiter instrumentalisiert werden.

Zu Karfreitag ruft die badische Landesbischöfin Heike Springhart dazu auf, Augen und Ohren zu öffnen angesichts der Gewalt in der Welt und dem Leid der Menschen. Karfreitag nötige dazu hinzusehen: „Es ist der Tag des Schreis der Menschen im Gaza-Streifen und im Westjordanland, die um ihr Leben fürchten und Hunger leiden; es ist der Tag des Schreis der Menschen in Israel, die immer noch um ihre Lieben bangen, die als Geiseln festgehalten werden.“ Der Sohn Gottes teile diesen Schrei.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch verteidigte die Einstufung des Karfreitags als „stillen Feiertag“. In seiner regelmäßigen „B.Z.“-Kolumne nannte Koch dies am Donnerstag „gut und richtig“. Koch fügte hinzu: „Ich weiß, dass viele Menschen, die dem christlichen Bekenntnis nicht mehr nahestehen, dies als eine Einschränkung und Verbot verstehen.“ Er werbe aber dafür, die Chance zu sehen, die darin steckt: „Schweigen ist eine eindrucksvolle Antwort auf Leiden und Not.“