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Biologin: Für Eizellspenden ist immer Wohlstandsgefälle nötig

Nach Einschätzung von Biologin Sigrid Graumann sind beim Thema Eizellspende die Spenderinnen zu wenig im Blick. “Die Frauen, die das machen, müssen entweder eine finanzielle Notlage überbrücken, oder sie leben in sehr prekären Lebensumständen und sind von daher einfach auch verletzliche Personen”, sagte Graumann am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. “Es ist immer ein Wohlstandsgefälle notwendig, damit das funktioniert.” In Spanien etwa erhalten Frauen demnach rund 1.000 Euro für eine Eizellspende.

Anders als die Samenspende und die künstliche Befruchtung ist die Eizellspende hierzulande verboten. Interessenten fahren ins Ausland, um eine Spende zu bekommen. Die Bundesregierung hat eine Kommission eingesetzt, die eine mögliche Legalisierung in Deutschland prüfen soll. Sigrid Graumann ist Mitglied dieser Kommission und auch Mitglied im Deutschen Ethikrat.

Es sei wichtig, “das Augenmerk nicht nur auf das Paar zu legen, das gerne ein Kind möchte. Sondern auch auf die Frau, die die Eizelle spendet”, erklärte die Ethikerin. Es handele “sich immer um einen medizinischen Eingriff, der fremdnützig ist: Er dient nicht der Eizellenspenderin, sondern dem Kinderwunschpaar.”

Zudem seien gesundheitliche Probleme von Spenderinnen und Empfängerinnen nicht genug im Blick. So könne es passieren, dass “es bei der Entnahme zu Blutungen oder Infektionen kommt.” Auch sei nicht ausreichend erforscht, was die Spende für die Fruchtbarkeit der Spenderin bedeutet. “An solchen Untersuchungen scheint kein Interesse zu bestehen”, so die Humangenetikerin.

Frauen, die die Spende bekämen, hätten zum Beispiel ein deutlich erhöhtes Risiko der mit hohem Blutdruck einhergehenden Erkrankung Präeklampsie – “was nicht nur die Mutter gefährdet, sondern auch das Kind”.

Auch psychische Belastungen seien beim Spenderkind wie bei seinen Eltern denkbar – “wobei wir immer nur die Geschichte der glücklichen Eltern kennen. Allerdings wird nicht in die Tiefe geguckt, sondern eher, ob sich die Kinder allgemein unauffällig entwickeln”, sagte Graumann.

Sie sprach sich dafür aus, ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass die Fruchtbarkeit von Frauen schon viel früher abnehme, als das viele vermuteten. Viele Frauen schöben den Kinderwunsch zu lange hinaus.