Bildungsstätte Anne Frank: TikTok verbreitet antisemitische Hetze

Die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main hat der Social-Media-Plattform TikTok ein „hohes Ausmaß an antisemitischer Hetze und Desinformation“ vorgeworfen. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 werde tagtäglich Israelhass und Hetze gegen Jüdinnen und Juden verbreitet, teilte die Bildungsstätte am Montag anlässlich des internationalen Safer Internet Days am 6. Februar mit. „TikTok trägt zu einer Speed-Radikalisierung junger Menschen bei.“ Dort tummelten sich Hassprediger unterschiedlicher Couleur. „Kein anderes Soziales Medium versorgt eine so vulnerable Zielgruppe mit derart
verstörendem Content – weitgehend ohne Aufsicht.“

Als Beispiel führt der Bericht „Die TikTok-Intifada – Der 7. Oktober & die Folgen im Netz“ an, dass nach dem 7. Oktober über TikTok massenhaft Beiträge verbreitet worden waren, die anzweifelten, dass das Massaker auf das Supernova-Festival überhaupt stattgefunden habe. In anderen Beiträgen seien die Terrorakte als verdecktes Unternehmen der israelischen Regierung dargestellt worden. KI-generierte Bilder vermeintlich getöteter palästinensischer Kinder seien millionenfach geteilt worden, um das antisemitische Motiv des „Kindermörders Israels“ zu bedienen. In einer Flut von Memes und Clips werde Israel mit dem NS-Regime oder Gaza mit Auschwitz gleichgesetzt.

Die Politik müsse dringend die Tech-Konzerne in die Pflicht nehmen, wirkungsvoll und konsequent gegen antisemitische und rassistische Hassrede, Desinformation und Verschwörungserzählungen vorzugehen, forderte die Bildungsstätte Anne Frank. Daneben müsse ein massiver Ausbau von „digitaler Streetwork“ die Nutzer stärken und begleiten. TikTok-Kommentarbereiche ersetzten heute vielfach den Jugendclub. Jugendsozialarbeiterinnen und -arbeiter müssten auf TikTok eine mindestens gleichrangige Präsenz wie im realen Leben aufbauen, ansprechbar sein und aufsuchend tätig werden, forderte die Bildungsstätte.