Bildungsforscher: Lange nicht alle AfD-Wähler sind rechtsextrem
Manchmal fehlen einem die Worte, wenn das Gegenüber eine Stammtischparole von sich gibt – wie etwa “Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg”. Ein Bildungsforscher plädiert dafür, in jedem Fall darauf zu reagieren.
Nach der Einschätzung eines Bildungsforschers ist es sinnvoll, auf Stammtischparolen direkt zu reagieren. “Wer schweigt, stimmt zu”, sagte Klaus-Peter Hufer, Professor für politische Bildung an der Universität Duisburg-Essen, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag.
Dabei gehe es immer auch darum, nicht nur die Person, die sich diskriminierend geäußert habe, zu erreichen, sondern auch die Personen, die stumm dabeisitzen. Es sei wichtig, Zivilcourage zu zeigen und den eigenen Standpunkt klar zu machen. “Eine Demokratie kann auch vergehen”, warnte er. Der Wissenschaftler gibt Argumentationstrainings gegen Stammtischparolen.
“Wichtig ist, in einer solchen Situation die Verallgemeinerung aufzulösen und das kollektive ‘die’ – ‘die Migranten’, ‘die Politiker’ – zu enttarnen”, sagte Hufer. Dabei könne es hilfreich sein, Gegenfragen zu stellen. “Man kann zum Beispiel fragen, warum derjenige so aggressiv reagiert – etwa sagen: ‘Wieso sagst du das – ist deine eigene Person gefährdet? Hat man dir etwas weggenommen?’.” Oder man könne versuchen, denjenigen nach konkreten Lösungen zu fragen. “Was schlägst du vor?”
Hufer plädierte weiter dafür, grundsätzlich zu signalisieren: “Ich kann dich als Person annehmen – und widerspreche Dir trotzdem.” Man solle sich klarmachen: “Die AfD ist eine rechtsextreme Partei. Ihre Wähler sind aber bei weitem nicht alle rechtsextrem. Das sind Menschen, die vielleicht auch wegen ihrer Lebensverhältnisse so gewählt haben, wie sie gewählt haben.” Es sei wichtig, mit ihnen im Gespräch zu bleiben. Überheblichkeit und Belehrung seien dabei fehl am Platze.