Bilanz des Textilbündnisses: 160 giftige Chemikalien verboten
Das Textilbündnis hat nach eigenen Angaben einiges erreicht seit seiner Gründung vor zehn Jahren. Doch um das nationale Lieferkettengesetz wird weiter gerungen. Die Industrie hält es für ein Bürokratiemonster.
Zehn Jahre nach seiner Gründung zieht das Bündnis für nachhaltige Textilien eine positive Bilanz. Seit der Gründung seien 160 giftige Chemikalien aus der Textilproduktion verbannt worden, teilte das Entwicklungsministerium am Dienstag in Berlin mit. Darüber hinaus sei rund 12.000 Bauernhöfen im Globalen Süden bei der Umstellung auf Bioproduktion geholfen worden, und es gebe Beschwerdemechanismen für mehr als 160.000 Arbeiterinnen und Arbeiter.
“Das deutsche und europäische Lieferkettengesetz gibt es auch deshalb, weil das Textilbündnis zeigen konnte: Es geht”, sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). Die 120 Mitglieder im Bündnis setzten sich dafür ein, dass höhere Sozial- und Umweltstandards in der Textilindustrie umgesetzt würden.
Zeitgleich zur Veröffentlichung der Bilanz wurde erneut Kritik am Lieferkettengesetz laut. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) versprach daher auf dem Arbeitgebertag, der Industrie schon bis Jahresende mehr Spielraum zu geben und die Sorgfaltspflichten entsprechend zu lockern. Zugleich muss Deutschland in den kommenden zwei Jahren die neue EU-Regelung zur Lieferkettensorgfaltspflicht umsetzen.
Das Textilbündnis gibt es seit 2014. Es wurde auf Initiative des Entwicklungsministeriums gegründet. Damit reagierte die Bundesregierung auf den Einsturz der Rana-Plaza-Textilfabrik in Bangladesch, bei dem mehr als 1.100 Menschen starben und nahezu 2.500 Personen verletzt wurden. Die Gründung des Bündnisses war jedoch für den damaligen Minister Gerd Müller (CSU) immer wieder herausfordernd. So schwankte die Mitgliederzahl, da viele die verbindlichen Vorgaben nicht erfüllen konnten oder wollten.