„Bezahlbarer Wohnraum ist die wichtigste sozialpolitische Frage“

Eine Mehrheit der geflüchteten Ukrainer in Deutschland sind in privaten Unterkünften untergekommen. Das beeindruckt Diakoniechef Lilie, aber er sorgt sich um den Mangel an sozialem Wohnraum.

„Hier muss uns etwas gelingen“, appelliert Diakoniepräsident Ulrich Lilie zur Frage des bezahlbaren Wohnraums
„Hier muss uns etwas gelingen“, appelliert Diakoniepräsident Ulrich Lilie zur Frage des bezahlbaren Wohnraumsepd-bild/Heike Lyding

Diakoniepräsident Ulrich Lilie appelliert an Bund und Länder, schnell mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Auch mit Blick auf die Unterbringung weiterer Flüchtlinge aus der Ukraine bleibe das „die wichtigste sozialpolitische Frage für die nächsten Jahre: Hier muss uns jetzt etwas gelingen“, sagte Lilie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Sozialträger, Länder und Kommunen müssten sich darauf einstellen, dass in einem strengen Winter weitere Menschen aus dem Kriegsgebiet nach Deutschland kommen und untergebracht werden müssten. „Niemand kann in die Zukunft schauen, keiner weiß, wann endlich wieder Frieden herrschen wird. Und auch auf die Frage, ob und wie viele weitere Ukrainerinnen und Ukraine nach kommen werden, weiß aktuell niemand die Antwort“, betonte der Präsident.

Keine Anhaltspunkte für bröckelnde Solidarität

Doch Deutschland sei bereit und auch in der Lage sei, weitere geflüchtete Menschen aufzunehmen – nicht nur aus der Ukraine: „Das haben wir bereits bewiesen.“

Lilie zufolge ist die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger noch immer groß. Er widersprach dem Eindruck, dass die Solidarität der Deutschen mit den Flüchtlingen bröckele: „Ich bin nicht sicher, ob das so ist. Mir fehlen da wirkliche Anhaltspunkte. Mir scheint, das wird auch ein Stück weit herbeigeredet.“

Private Aufnahmefähigkeit ist endlich

Der Diakoniechef verwies darauf, dass sich hierzulande noch immer beeindruckend viele Menschen in der Flüchtlingshilfe engagierten „und deren Einsatz nicht nachlässt“. Das sehe man auch daran, dass 70 Prozent der Geflüchteten in privaten Unterkünften leben.

„Aber richtig ist, dass ein weiterer Zustrom zu Problemen führen kann, denn auch die private Aufnahmefähigkeit ist endlich.“ Man dürfe auch die Konkurrenz mit anderen Bürgern um bezahlbare Wohnungen, von denen es bundesweit noch deutlich zu wenige gebe, nicht unterschätzen, warnte Lilie.