Betroffene begrüßen Rücktritt von Weihbischof Bongartz
Der Betroffenenrat Nord hat den Rücktritt des katholischen Weihbischofs Heinz-Günter Bongartz (69) aus Hildesheim begrüßt. Auch wenn dieser Schritt laut Bistum aus gesundheitlichen Gründen erfolge, sei er „aus Betroffenensicht mehr als notwendig und konsequent“, teilte das Gremium für Betroffene von sexuellem Missbrauch der Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück am Donnerstag mit. Es kritisierte zugleich, dass das Bistum die Kritik an Bongartz wegen dessen Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Mitteilung zu seinem Rücktritt mit keinem Wort benannt habe.
Der Betroffenenrat habe immer wieder deutlich gemacht, dass etlichen Betroffenen viel Leid hätte erspart werden können, wenn der Weihbischof konsequenter gehandelt hätte. Er habe stattdessen Beschuldigte weiterarbeiten lassen und Gemeinden nicht über Verdachtsmomente informiert.
Papst Franziskus hatte am Mittwoch ein Rücktrittsgesuch von Weihbischof Bongartz angenommen. Bongartz sagte, er könne auf vier Jahrzehnte im Dienst des Bistums zurückschauen, die von „manchen Herausforderungen geprägt waren“. Es habe jedoch auch viele schöne und beglückende Momente gegeben. Der Rücktritt sei mit Blick auf seine Gesundheit eine große Erleichterung.
Seit 2011 war Bongartz Weihbischof im Bistum Hildesheim. Darüber hinaus verantwortete er zwischen 2015 und 2019 als Generalvikar die Verwaltung des Bistums. Von 2006 bis 2014 war er Leiter der Hauptabteilung Personal und Seelsorge, von 2007 bis 2014 zudem Bischöflicher Beauftragter für Fragen des sexuellen Missbrauchs. Das Bistum bescheinigte ihm, er habe die Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch im Bistum Hildesheim „maßgeblich vorangetrieben“.
2017 und 2021 veröffentlichte Gutachten hatten Bongartz hingegen Fehleinschätzungen bei Missbrauchsfällen bescheinigt. Das Angebot von Bongartz, bereits nach Veröffentlichung des ersten Gutachtens zurückzutreten, war von Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger, dem damaligen Übergangsverwalter des Bistums, zurückgewiesen worden.