Bestsellerautor: Rechtsextreme können Klimaschutz missbrauchen

Rechtsextreme versuchen in Deutschland, Unsicherheit in der Bevölkerung bei der Energiewende zu streuen und diese dann für eigene, antidemokratische Ziele zu instrumentalisieren. Matthias Quent, Professor für Soziologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal, erläuterte am Mittwochabend bei einem Vortrag zum Thema „Klimarassismus“ in der Nürnberger Reformations-Gedächtnis-Kirche, der heutige Klimawandel sei vor allem ein Produkt der letzten 200 Jahre. Er sei maßgeblich verursacht von „weiß dominierten, europäischen Gesellschaften im Kolonialismus der Industrialisierung“. Die davon Betroffenen lebten insbesondere im Globalen Süden, aber auch hierzulande als Migranten oder sozial schwächere.

Die Antworten von Rechtsaußen auf den Klimawandel seien wiederum „häufig rassistisch, abschottend und entmenschlichend“. Quent erinnerte an den Wahlkampfslogan der NPD, „Umweltschutz ist Heimatschutz“ aus den 1980er-Jahren. „Das steht für eine Blut-und-Boden-Politik“, die den Schutz der nationalen Natur mit der Reinheit des sogenannten „Rasse“ verbinde.

Auch heute solle man sich nicht täuschen lassen, wenn rechte oder rechtsradikale Parteien sich für lokalen Klimaschutz engagierten. „Es gibt durchaus auch eine Instrumentalisierung lokaler Umweltprojekte als Gegenpol zum globalen Klimaschutz“, erklärte Quent.

Daher warnte der Soziologie-Professor und Mit-Autor des Bestsellers „Klimarassismus“, dass das Thema Klimaschutz als Einfallstor für „nationalistischen Chauvinismus, Besitzstandswahrung und sozialpopulistische Anrufung“ genutzt werden könne. Angesichts der nachvollziehbaren Verunsicherung in der Bevölkerung in der ökologischen Transformation komme das Versprechen von rechts außen an: „Deutschland, so wie es früher war“. Solche Ziele führten nicht nur zu einem Schaden beim Klimaschutz und damit für die Weltgesellschaft. Weiterhin könnten damit auch antidemokratische Ziele verfolgt werden.

Der Gründer des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) in Jena plädierte in der gut gefüllten Kirche für genaues Hinsehen und Differenzieren. Er selbst habe mit dem Begriff „menschengemachter Klimawandel“ seine Probleme. Er zweifele nicht die wissenschaftlichen Belege an, aber der Begriff suggeriere, dass „alle Menschen gleichermaßen verantwortlich sind“. Das sei keineswegs so. „Denn der CO₂-Fußabdruck von ganz Afrika mit seinen 1,4 Milliarden Menschen ist gerade mal doppelt so groß, wie der von 84 Millionen Menschen in Deutschland“. (00/3929/01.12.2023)