Bestattungskultur auf dem Prüfstand

Der Friedhof ist ein Ort der Trauer und wichtiges kulturelles Erbe. Theologe Ambromeit plädiert für den Erhalt der traditionellen Bestattungskultur.

Urnengräber (Symbolbild)
Urnengräber (Symbolbild)Christopher Clem Franken / epd

Güstrow. Der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit hat an die Politik appelliert, die Friedhofspflicht in Mecklenburg-Vorpommern beizubehalten. Es gehe darum, einen öffentlichen Ort für die Trauer zu schaffen und die Würde des Verstorbenen ernst zu nehmen, sagte der evangelische Theologe auf einer Diskussionsveranstaltung zur Bestattungskultur in Güstrow. Auch Nichtangehörige hätten das Recht, auf den Friedhof gehen können, um Abschied zu nehmen. Öffentliche Friedhöfe seien ein wichtiges kulturelles Erbe für die Gesellschaft. "Wir brauchen diesen Ort, wohin wir gehen können."

Aufhebung der Friedhofspflicht?

Die CDU-Landtagsfraktion habe zu der Diskussionsveranstaltung eingeladen, um Menschen im Land zu dem Thema Bestattungskultur zu befragen, sagte Fraktionschef Vincent Kokert. Der Landtag hatte im vergangenen April beschlossen, eine gut 20-köpfige Expertenkommission dazu einzusetzen. Sie soll dem Landesparlament bis Ende 2019 einen Bericht vorlegen. Die Kommission wird sich am 19. November konstituieren. Die Linksfraktion hatte im Landtag bereits Anfang 2016 in einem Antrag für eine generelle Aufhebung der Friedhofspflicht plädiert.

Erhalt von traditionellen Friedhöfen ist Kulturgut

Abromeit sprach sich auch dafür aus, die im Landesbestattungsgesetz derzeit vorgesehene Mindestruhezeit von 20 Jahren für Gräber beizubehalten. Ferner plädierte er für den Erhalt der traditionellen Friedhöfe. Auch auf diesen Begräbnisflächen könnten pflegeleichte Gräber und Baumbestattungen angeboten werden, allerdings keine anonymen Gräber. Wenn Friedhöfe in Dörfern geschlossen werden müssten, sei dies ein Verlust fürs Dorf. Außerdem empfahl er, auf die Möglichkeit von Aschestreuwiesen in MV künftig zu verzichten. Das Verstreuen von Totenasche entspreche nicht der hiesigen Kultur.

Die Würde eines Menschen endet nicht mit seinem Tod

Der Landesvorsitzende des Bestatterfachverbandes, Torsten Lange, kritisierte, dass nach dem derzeitigen Landesbestattungsgesetz jeder auch ohne Qualifikation Bestatter werden könne. Bestatter seien aber keine technischen Gehilfen, sondern Begleiter der Angehörigen. Deshalb müssten Bestattungsunternehmen qualifiziert sein und zertifiziert werden, ähnlich wie dies etwa im Pflegebereich erforderlich sei. Die Würde dürfe nicht mit dem Tod enden. Kritik übte er daran, dass Urnen mit Totenasche in Deutschland auch von Paketzustellern transportiert werden können. Der Leiter der Friedhofsverwaltung Güstrow, Holger Büttner, sagte, die Bestattung auf privaten Plätzen sei kein Thema bei den Menschen, mit denen er im Rahmen seiner Arbeit zu tun habe. (epd)