Beschäftigung für Langzeitarbeitslose

Die „Initiative Pro Arbeit“ fordert mehr öffentlich geförderte Arbeit für Langzeitarbeitslose. Monika Herrmann sprach mit Diakoniedirektorin und Unterstützerin der Initiative Susanne Kahl-Passoth.

Von Monika Herrmann

Was tun Diakonie und Kirche selbst, um Langzeitarbeitslose in Jobs zu bringen, in Projekten, Gemeinden, Pflegeeinrichtungen beispielsweise?Kirche, Diakonie und andere soziale Träger sind nach wie vor diejenigen Arbeitgeber, die Menschen mit gesundheitlichen oder anderen Vermittlungshemmnissen mehr Beschäftigungschancen geben als die meisten anderen Arbeitgeber. Auch im Rahmen von öffentlich geförderter Beschäftigung wie beispielsweise Bürgerarbeit leisten Menschen in Kirchengemeinden, Wohn- und Pflegeeinrichtungen und ähnlichen Einrichtungen einen großen Beitrag zur Qualität der Angebote. Aber auch Kirche und Diakonie müssen ihre Anstrengungen an dieser Stelle noch verstärken. Schwervermittelbare Langzeitarbeitslose sind oft jahrelang aus dem Job. Sie brauchen Unterstützung, damit der Neuanfang gelingt. Kann die Diakonie Derartiges organisieren?Dass Begleitung und Unterstützung notwendig sind, ist absolut richtig. Auch Qualifizierungsangebote sind wichtig, um eine Weiterentwicklung zu ermöglichen und den Betroffenen neue Perspektiven zu eröffnen. Wir fordern deshalb ganz klar, dass Mittel dafür bereitgestellt werden. Unser Problem ist, dass genau die Mittel für die Begleitung in den letzten Jahren massiv zusammengestrichen wurden. Die Organisation der Unterstützung ist fachlich für die Diakonie kein Problem, sie geht aber nicht zum Nulltarif. Auch diejenigen Fachkräfte, die die Unterstützung übernehmen sollen, müssen angemessen entlohnt werden. Begleitende Angebote und das Geld dafür müssen fester Bestandteil der öffentlich geförderten Beschäftigung sein, die wir fordern.

Öffentlich geförderte Jobs gibt es ja. Aber nicht genug und sie sind oft auf weniger als eine Jahr befristet. Außerdem werden Dumpinglöhne gezahlt. Eine finanzielle Verbesserung gibt es kaum. Welche Position haben die Initiatoren dazu?

Wir fordern nicht irgendeine öffentlich geförderte Beschäftigung oder die schlichte Fortsetzung bisheriger Praxis, sondern eine ganz neue Qualität. An oberster Stelle steht, dass öffentlich geförderte Beschäftigung voll sozialversicherungspflichtig sein muss. Sie muss nach den Kriterien „guter Arbeit“ gestaltet sein, wozu auch eine tarifliche Entlohnung und Mittel für begleitende und qualifizierende Angebote gehören.

In der Diakonie und in der Freien Wohlfahrtspflege diskutieren wir ein Lohnkostenzuschussmodell, das von allen Arbeitgebern genutzt werden kann. So wird auch der Inklusionsgedanke umgesetzt. Die Höhe des Zuschusses müsste sich nach den Einschränkungen des Arbeitsnehmers oder der Arbeitnehmerin richten. Auch eine langfristige Förderung sollte nicht ausgeschlossen werden. Das muss individuell je nach den Bedürfnissen der Betroffenen entschieden werden.

Mit unserer Initiative möchten wir langfristig die Ära der „Ein-Euro-Jobs“ hinter uns lassen, bei denen die Betroffenen keine Ansprüche als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben und nach Beendigung der kurzfristigen Maßnahme immer wieder in ein Loch fallen. Auch wenn die Jobs für viele eine wichtige Stabilisierung waren, haben die immer restriktiveren Regelungen zur Zusätzlichkeit – an sich eine verständliche Forderung – dazu geführt, dass sinnvolle Tätigkeiten schwer zu organisieren waren. Schließt die Initiative auch Wahlfreiheit bei der Vermittlung der Arbeiten ein?

Auf jeden Fall muss sich die Vermittlung nach den Bedürfnissen und Wünschen der zu vermittelnden Leute richten. Sonst haben alle Beteiligten, Arbeitnehmer, Arbeitgeber und die Gesellschaft, die von den Leistungen profitieren soll, wenig davon.

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