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Berliner Kältehilfe durch Immobilienkrise bedroht

Zum Start der Berliner Kältehilfe am 1. Oktober hat die Liga der freien Wohlfahrtsverbände eine Ganzjahresversorgung für Wohnungslose in der Hauptstadt angemahnt. Die Immobilienkrise bedrohe das Nothilfesystem akut, kritisierte Diakonie-Direktorin Ursula Schoen am Freitag: “Wir erleben in nahezu allen Bereichen von Jugend- bis Eingliederungshilfe, dass der soziale Immobilienmarkt an die Grenzen stößt. Und nun funktioniert auch die klassische Vorstellung von Winternothilfe praktisch nicht mehr.”

Die wenigen leerstehenden Gebäude, die der Kältehilfe-Koordinierungsstelle in diesem Jahr angeboten worden seien, stünden überwiegend kurz vor dem Abriss und seien teilweise in absolut unbrauchbarem Zustand. Zudem verwies Sabrina Niemietz von der Koordinierungsstelle auf ein weiteres Problem: “Uns wurden ausschließlich Objekte weit außerhalb des Rings angeboten, in den äußersten Stadtteilen.” Für viele obdachlose Menschen seien weite Anfahrten aber schlicht nicht möglich.

Mit der Kältehilfe wollen Kirchengemeinden, soziale Träger und Hilfsorganisationen wohnungslose Menschen von Oktober bis März vor dem Erfrieren schützen. Im kommenden Winter stehen den Angaben zufolge 1.000 Notübernachtungsplätze zur Verfügung, davon knapp 700 “reine” Kältehilfeplätze. Doch fehlten nach aktuellen Schätzungen mindestens 400 Plätze, hieß es.

Caritasdirektorin Ulrike Kostka verwies darauf, dass zur Versorgung von Menschen, die auf der Straße leben, auch beispielsweise das Arztmobil, Ambulanzen oder Krankenwohnungen gehörten. “Es ist völlig unverständlich, dass der Senat im aktuellen Haushaltsentwurf bei der Krankenwohnung und der Ambulanz bei der Finanzierung sparen will. Es besteht eine Finanzierungslücke von insgesamt 750.000 Euro. Hier muss die Politik umsteuern und nicht bei den Ärmsten der Armen sparen”, mahnte Kostka.