Berliner Bischof Stäblein zur Pop-up-Taufe

Warum es eben nicht um ein spontanes „Habe ich jetzt mal Lust drauf“ geht.

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, tauft einen Mann beim Pop-up-Tauffest am Ostersonntag in der Neuköllner Genezarethkirche in Berlin
Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, tauft einen Mann beim Pop-up-Tauffest am Ostersonntag in der Neuköllner Genezarethkirche in Berlin

Österliche Zeit. Ich will erzählen, wie das Ostern war in Neukölln, Gethsemanekirche. Tauffest. Pop-up-Taufen. Ich gebe zu, skeptisch war ich vorher wie so viele. Kommen welche, die sich nicht in den Wochen vorher angemeldet haben? Gibt es die, die einfach so auftauchen – pop-up eben? Dann mein Erstaunen: Es gibt sie. Es gab bei diesem Tauffest die in den Wochen vorher angemeldeten Taufen. Und es gab in der Stunde selbst angemeldete Taufen. Und ihr Charakter? Ein spontanes ‚Habe ich jetzt mal Lust drauf‘?

Mitnichten, im Gegenteil. Die sogenannten Pop-up-Taufen erscheinen mir jetzt als die am längsten angebahnten überhaupt, vorbereitet ein ganzes Leben vom Leben selbst. Die Menschen hatten 10, 20, ja einer 40 Jahre auf diesen Tag gewartet, ihn in gewisser Weise ersehnt, wahrlich innerlich vorbereitet. Sie waren gerührt, beglückt, gesegnet, heiliger Ernst im Raum. Kein Event im falschen Sinne, ein echtes Ereignis. Die Menschen, die hier die Taufe begehrten, wie wir in alter Diktion sagen würden, haben mir das Geheimnis der Taufe neu gezeigt: Das Zittern und Jubeln über Gott, der tatsächlich verspricht, aus ihrem Leben nicht mehr wegzugehen.

Schwellen sind wichtig

Die am längsten angebahnten – aber eben doch nicht zu Stande gekommenen. Das ist das, was wir als Institution zur Kenntnis nehmen müssen. Etwas hindert diese Menschen. Es gibt Barrieren. Milieu. Organisationsstruktur. Ausgrenzende Codes. Vielleicht muss man es so sagen: Schwellen sind wichtig. Menschen ersehnen dahinter das ganz andere, das Geheimnis Gottes. Barrieren aber sind fatal, sind falsche Schranken. Ich gebe zu, ich taste bei diesen Fragen. Etwas ist im Fluss. Gut so.

Man kann vieles einwenden, soll es ruhig, tue ich auch: Wie ist das mit dem Taufunterricht vorher? Wo ist die Gemeinde, die Gemeinschaft, in die wir doch immer auch hinein taufen, damit es nicht Vereinzelung bestärkt? Gute Fragen, die allerdings unserer ganzen Taufpraxis gelten. Weshalb mir so wichtig ist, die Dinge nicht falsch gegeneinander zu stellen. Unsere Taufen in Gemeindegottesdiensten, die gute Praxis, fröhlich und von der Gemeinde getragen, dazu die vielen neuen Taufkurse, dann auch die großen Tauffeste in diesem Jahr der Taufe – all das gehört zusammen. Die Möglichkeit auch für Menschen zu eröffnen, die so vieles im Leben als Barrieren zu diesem Taufmoment erfahren haben, ist ein neues Moment. Es hat etwas durch und durch Österliches. Jetzt ist es wahr. Mit einem Mal. Man muss es dann immer wieder erzählen.