Zum zweiten Jahrestags des Angriffs der radikal-islamistischen Hamas auf Israel ist am Dienstag in Berlin mit zahlreichen Gedenkveranstaltungen an die Opfer erinnert worden. Bei dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 waren rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 240 in den Gaza-Streifen verschleppt worden. Der Hamas-Angriff führte zum Krieg zwischen Israel und der Hamas, dem im Gaza-Streifen bislang Zehntausende Menschen zum Opfer fielen.
Bei einem Gedenken auf dem Berliner Bebelplatz mit mehreren hundert Menschen sagte die frühere Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Lala Süsskind, der 7. Oktober sei ein „kollektiver Schmerz, der uns alle betrifft“.
Der seitdem grassierende Antisemitismus in Deutschland mache sie als Jüdin, die seit 70 Jahren in Berlin lebt, „fassungslos“, sagte Süsskind. Er zeige sich nicht nur aggressiv offen, sondern stecke auch in der Gleichgültigkeit und dem Schweigen der vielen Menschen, die wegschauen. Süsskind warnte, lasse man Antisemitismus ungehindert weiter gewähren, lege man die „Axt an die Wurzeln der Demokratie“.
Am Dienstagvormittag wurden vor dem Brandenburger Tor die Namen der israelischen Opfer verlesen. Das Brandenburger Tor selbst wurde nach Einbruch der Dunkelheit mit der Botschaft „Bring them home now“ („Bringt Sie nach Hause“) für die noch 48 Geiseln in Hamas-Gefangenschaft angestrahlt.
Evangelische und katholische Kirche hatten am Vormittag zu einem ökumenischen Gedenkgottesdienst mit den beiden Berliner Bischöfen Christian Stäblein und Heiner Koch eingeladen. Am Abend gab es zudem in der Synagoge Sukkat Schalom ein interreligiöses Friedensgebet des Drei-Religionen-Projektes House of One.
Alle Gedenkveranstaltungen fanden mit hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Berliner Polizei war nach eigenen Angaben mit rund 1.500 Beamten im Einsatz. Am Vormittag war in Berlin-Friedrichshain eine Straßenblockade von pro-palästinensischen Aktivisten aufgelöst worden, wo auf einem 15 Meter langen Transparent der Spruch „Glory to the fighters“ (Ehre den Kämpfern) gestanden hat. 17 beteiligte Personen wurden festgenommen und erhielten für Dienstag ein Teilnahmeverbot für alle weitere Versammlungen.
Zudem wurde kurzfristig eine geplante anti-israelische Demonstration auf dem Alexanderplatz von der Berliner Polizei verboten. Die Versammlung sei aufgrund der Erfahrungswerte vergangener ähnlicher Veranstaltungen von der Versammlungsbehörde untersagt worden, sagte eine Polizeisprecherin. Hintergrund war ein Aufruf für die Kundgebung in den Sozialen Netzwerken, mit dem der Hamas-Angriff verherrlicht wurde.
Die zunächst genehmigte Versammlung war zuvor von vielen Seiten scharf kritisiert worden. Der israelische Botschafter Ron Prosor sagte im TV-Sender „Welt“, die Behörden müssten „unterscheiden zwischen Meinungsfreiheit und Aufhetzungsfreiheit“.
Der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) zufolge ist Antisemitismus in Deutschland seit dem 7. Oktober 2023 stark gestiegen. Für das Jahr 2024 dokumentierte RIAS insgesamt 8.627 antisemitische Vorfälle, ein Zuwachs von 77 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.