Berater: Arbeitsmigranten können sich gegen Ausbeutung kaum wehren

In Deutschland haben viele Arbeitsmigranten aus Mittel- und Osteuropa wenig Mittel, gegen Ausbeutung vorzugehen, wie der Theologe und Sozialpädagoge Marius Hanganu am Montagabend in Nürnberg bei einem Podiumsgespräch berichtet hat. Hanganu, der bei der bundesweiten gewerkschaftsnahen Initiative „Faire Mobilität aktiv“ arbeitet, sagte „Migranten fehlen die Ressourcen, sich vor einem Arbeitsgericht zu wehren“.

Der aus Rumänien stammende Berater von Arbeitsmigranten in Nürnberg stellt insbesondere „ausbeuterische Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft, der häuslichen Pflege oder bei Paketlieferdiensten“ fest. Da werde schon mal am Arbeitsvertrag vorbei ein Schlafplatz für 400 bis 600 Euro in einem Viererzimmer vermietet, sagte er. „Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Fall vor Gericht landet, ist gering.“

Die Möglichkeit, sich in Deutschland gegen ausbeuterische Arbeitsbedingungen zu wehren, unterscheide Wanderarbeiter hier von denen in den Golfstaaten, stellte der Nürnberger Menschenrechtspreisträger Malcolm Bidali bei dem Podiumsgespräch fest. Der kenianische Aktivist, der selbst Arbeitsmigrant in Katar war, sagte, auch in Deutschland nehme schon mal ein Arbeitgeber Wanderarbeitern den Reisepass ab. Es gebe immer wieder menschenunwürdige Unterkünfte oder bei der Bezahlung werde „getrickst“. Aber „die deutschen Behörden werden aktiv, wenn ihnen Gewalt und anderen Missstände bekannt werden“, sagte Bidali.

Der Kenianer war vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar vier Jahre lang selbst Arbeitsmigrant und als Wachmann beschäftigt. „Er berichtet von bis zu 15 Stunden Arbeit täglich ohne freien Tag, schlechtem Essen und unzulänglichen sanitären Zuständen: “Es war moderne Sklaverei.” Der Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises 2023 veröffentlichte Berichte über die schlechten Bedingungen auf Instagram und Twitter und kam in Haft.

2021 konnte Bidali mit Hilfe von Menschenrechtsorganisationen das Emirat verlassen. 2022 gründete er seine eigene Hilfsorganisation, die „Migrant Defenders“. „Wir müssen die Menschen als Menschen sehen und nicht nur als Arbeitskräfte“, lautet seine Devise. Mit einem kleinen Team hilft er heute Arbeitsmigranten aus Kenia, deren Traum vom finanziellen Glück in einem der Golfstaaten geplatzt ist. (00/2923/01.10.2024)