Belarussischer Regimekritiker Gnyot ist frei

Die Liste der Vorwürfe gegen Journalist Gnyot ist lang. Laut Regierung in Minsk soll er eine “extremistische Gruppe” gegründet haben. Menschenrechtler bezeichneten seine Haft als politisch motiviert. Jetzt ist er frei.

Der belarussische Journalist und Dissident Andrei Gnyot ist frei. Der Regimekritiker, der zuletzt ein Jahr in Haft und Hausarrest in Serbien verbrachte, konnte auf diplomatischen Druck hin die Reise in die EU antreten, wie er am Samstag während einer Pressekonferenz in Berlin mitteilte.

Gnyot war vor einem Jahr von Thailand nach Serbien gereist, wo er aufgrund eines internationalen Haftbefehls aus Belarus verhaftet wurde. Die Regierung von Alexander Lukaschenko wirft dem TV-Produzenten und Aktivisten Steuerhinterziehung sowie die Gründung einer als “extremistisch” eingestuften Gruppe vor. Menschenrechtler, Presseschützer und Gnyot selbst betrachten die Anklage als politisch motiviert.

Ein serbisches Gericht hatte im Mai Gnyots Auslieferung nach Belarus angeordnet – eine Entscheidung, die ein Berufungsgericht später revidierte. Die letzten Monate verbrachte Gnyot mit einer elektronischen Fußfessel im Hausarrest. Im Fall einer Auslieferung nach Minsk drohten ihm eigenen Worten nach “Folter und Tod”.

Laut dem Kritiker hatten sich zuletzt etliche Botschafter von EU-Staaten, der USA und Kanada sowie die belarussische Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja für ihn eingesetzt. Die Fahrt zum Belgrader Flughafen habe Gnyot im Wagen eines deutschen Diplomaten angetreten. “Ich muss nun erstmal verarbeiten und begreifen, dass ich jetzt sicher bin”, sagte Gnyot auf Nachfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Fest stehe für ihn, dass das Lukaschenko-Regime weiter versuche, ihn “zur Strecke zu bringen”, weshalb er auf internationale Hilfe angewiesen sei. “Ich bin ein Mann ohne Heimatland und habe keine Chance, einen neuen Pass zu beantragen”, so Gnyot weiter.