„Being Bond“ – Bildband über die fünf 007-Filme mit Daniel Craig

Fünfmal hat Daniel Craig im Dienst ihrer Majestät den Schurken dieser Welt die Stirn geboten – von „Casino Royale“ bis „Keine Zeit zu sterben“. Dazu gibt es exklusive Setfotos, Konzeptzeichnungen und Storyboards.

„Bland… – James Bland“ – so despektierlich kommentierte der „Daily Mirror“ 2005 den damals neu gekürten 007-Darsteller Daniel Craig. Und diese Boulevardpressen-Häme über „James Langweilig“ war kein Einzelfall – bis dann 2006 „Casino Royale“ in die Kinos kam. Was der 1968 geborene Schauspieler darin im Dienst ihrer Majestät ablieferte, brachte die Vorab-Nörgler auf breiter Front zum Schweigen.

Allein schon die erste große Actionsequenz – ein atemloser Parcours, bei dem 007 einen Terroristen auf Madagaskar durch die Straßen, über eine Baustelle und bis auf ein Botschaftsgelände jagt und dabei buchstäblich durch Wände geht – hatte mehr physische Wucht als alles, was der elegante Pierce-Brosnan-Bond in den Jahren zuvor abgeliefert hatte.

Mit „Casino Royale“ gewann das 1962 mit „James Bond: 007 jagt Dr. No“ gestartete Film-Franchise nach Ian Flemings Spionageromanen neue Strahlkraft. Und es behielt sie – trotz diverser Produktions-Behinderungen wie der Insolvenz des Studio-Mutterschiffs MGM oder der Corona-Lockdowns – bis zum finalen „Keine Zeit zu sterben“ im Herbst 2021.

Craig, vor seiner „Bond“-Ära eher selten im Mainstream-Kino zu sehen, schaffte als 007 einen paradoxen Spagat: Sein Bond war sowohl tougher als auch verletzlicher als seine Vorgänger; brachial, aber auch gebrochen, cool nur an der Oberfläche. Wo bei Roger Moore noch komödiantisches Flair mitgeschwungen und Pierce Brosnan in ironischer Unverbindlichkeit Materialschlachten geschlagen hatte, macht sich in den Craig-Bond-Filmen eine Schlagseite hin ins Melodramatische bemerkbar.

Sein Bond altert und leidet und nimmt die Dinge persönlich. Aus der komplexen Geheimdienst-Welt wird ein regelrechtes Familiendrama – mit der verlorenen Liebsten Vesper als schwärender Wunde, M als Übermutter, den Schurken als dunklen Brüdern und schließlich sogar Frau und Kind, für die es sich zu sterben lohnt.

Der Bildband „Being Bond“ setzt den fünf Filmen der 007-Craig-Ära – „Casino Royale“, „Ein Quantum Trost“, „Skyfall“, „Spectre“ und „Keine Zeit zu sterben“ – auf 256 großformatigen Seiten als ausführliches Making-of ein gewichtiges Denkmal. Inhaltliche Interpretationen spielen dabei höchstens am Rande eine Rolle. Salisbury trägt vor allem akribisch die Produktionsgeschichte zusammen.

Neben Craig hat der Band konsequenterweise noch eine andere „Heldin“: Produzentin Barbara Broccoli, die als treibende Kraft hinter den Filmen in die Fußstapfen ihres Vaters Albert E. Broccoli trat. In „Being Bond“ spinnen O-Töne von ihr sozusagen den roten Faden, mit dem eine Vielzahl anderer Aussagen rund um Konzeption und Umsetzung der Craig-Bond-Filme verwoben werden.

Gegliedert ist das Buch chronologisch. Jedem Film ist ein eigenes Kapitel gewidmet, wobei schlaglichtartig noch Exkurse zu einzelnen Sequenzen eingebaut werden, um besondere technische oder erzählerische Herausforderungen und ihre Lösung durch die Filmemacher näher zu beleuchten.

Wie bei filmischen Making-ofs ist in der Fülle an Interview-Schnipseln, die da zusammenkommen, auch ein gewisser Anteil an Lobhudelei dabei – Broccoli preist Regisseure, Regisseure preisen Craig, Craig preist die Crew et cetera.

Doch über das Schulterklopfen hinaus liefert der Band tatsächlich eine Fülle an erhellenden Hintergrundinformationen, die über die eingefleischten Bond-Fans hinaus alle begeistern dürften, die an den handwerklichen Aspekten des Filmemachens ihre Freude haben. Gestützt wird das durch die Bebilderung, die großformatig mit exklusiven Setfotos, Konzeptzeichnungen, Storyboards, Kostümentwürfen und ähnlichem prunkt.

Zugegeben: Wer das Bonusmaterial der diversen Heimkinoeditionen der Craig-Bond-Filme studiert hat, wird auf viel bereits Bekanntes stoßen. Das Ganze kompakt und visuell attraktiv in traditioneller Buchform geliefert zu bekommen, hat aber einen Stil, den viele Bond-Fans sicher goutieren werden. Schließlich wird das Bond-Franchise spätestens seit der Brosnan-Ära nicht zuletzt auch von Nostalgie angetrieben.