Beduinen in der Negev-Wüste

Die Beduinen in der Negev-Wüste sind eine in Stämmen organisierte, traditionelle islamisch-arabische Minderheit. Sie sind die Nachfahren nomadischer Hirtenstämme, die seit Jahrhunderten die Region bewohnen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Stämme teilweise sesshaft, verstärkt nach der Gründung Israels 1948 und auf Druck der israelischen Politik.

Viele Beduinen verließen im israelischen Unabhängigkeitskrieg das Gebiet in Richtung Jordanien oder Sinai-Halbinsel. Nach dem Sechstagekrieg (1967) entstanden in der Negev-Wüste sieben Beduinensiedlungen, darunter Rahat, die heute mit rund 80.000 Einwohnern größte arabische Stadt Israels. Daneben entstanden Dutzende Beduinendörfer, von denen bis heute 35 nicht von Israel anerkannt sind.

Die Bevölkerung zählt rund 250.000 Beduinen in 25 Stämmen, viele von ihnen mit israelischer Staatsbürgerschaft. Knapp die Hälfte der Beduinen lebt in nichtanerkannten, aus israelischer Sicht illegalen Dörfern. Ihre Siedlungsfläche beträgt rund 10 Prozent des Negev. Viehwirtschaft spielt weiterhin eine große Rolle in der beduinischen Gesellschaft.

Das Verhältnis zwischen den Beduinen und dem Staat war seit der Staatsgründung konfliktreich. Streitigkeiten über Grundbesitz, Landenteignungen und Umsiedlungsprogramme sorgten für Spannungen. Israel macht geltend, dass es rund 60.000 ungenehmigte Bauten innerhalb beduinischer Siedlungen gibt, und geht immer wieder mit Evakuierungs- und Abrissbefehlen dagegen vor.

Mit der Nichtanerkennung bestimmter Dörfer versucht Israel, die Beduinen dazu zu bewegen, in bereits anerkannte Städte zu ziehen, die zu den am stärksten vernachlässigten Städten des Landes gehören. Die betroffenen Beduinen weigern sich mehrheitlich, weil sie damit ihre Ansprüche auf ihr historisches Land verlören.