Bedford-Strohm: Jeder Austritt schmälert soziale Kraft der Kirche
Die Kirche tut nach Einschätzung des scheidenden bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm viele „segensreiche und sinnvolle“ Dinge auch für die gesamte Gesellschaft. Dazu brauche sie aber die Unterstützung ihrer Mitglieder, sagte der evangelische Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag: „Wenn mehr Menschen aus der Kirche austreten, dann können sich vor allem die Ausgetretenen nicht beschweren, wenn sich die Kirche weniger engagieren kann.“ Jeder Austritt sorge auch dafür, dass die Kirche weniger Geld in segensreiche Dinge wie die Diakonie stecken könne.
Gleichwohl ist der evangelische Theologe trotz rückläufiger Mitgliederzahlen von einer guten Zukunft für die Kirche überzeugt. „Die Kirche hängt nie an einer bestimmten Organisationsform“, sagte Bedford-Strohm. Sie sei „nicht auf irgendein historisch gewachsenes Kirchenrecht gebaut, sondern auf Jesus Christus als ihren Eckstein“. Genau deswegen müsse sich die Kirche immer verändern. „Die Mitgliederzahl der Kirche ist nicht der entscheidende Faktor für die Ausstrahlungskraft, sondern ob sie die Liebe Jesu Christi ausstrahlt, von der sie spricht.“ Ziel der verschiedenen Reformprozesse sei es, diese Ausstrahlungskraft zu erhalten.
Zum Thema Missbrauch sagte Bedford-Strohm, er „verstehe und akzeptiere“, dass die Kirchen als erste im Fokus stehen, „weil wir die größte moralische Fallhöhe haben“. Allerdings wünschte sich die evangelische Kirche „schon seit Jahren eine viel aktivere Rolle des Staates“. Die Staatsanwaltschaften hätten gegenüber den disziplinarrechtlichen Möglichkeiten der Kirchen viel bessere Mittel zur Aufklärung und Ahndung. „Das scheitert zu oft an den Verjährungsfristen“, betonte er. Zudem könnte der Staat Standards festlegen, nach denen Anerkennungs- oder Entschädigungsleistungen gezahlt werden müssen.
Bedford-Strohm wird offiziell am 29. Oktober bei einem Gottesdienst in der Nürnberger Lorenzkirche nach zwölf Jahren im Amt als Landesbischof entpflichtet. Gleichzeitig wird sein Nachfolger Christian Kopp, bisher Regionalbischof im Kirchenkreis München-Oberbayern, ins Amt eingeführt. (00/3389/19.10.2023)