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Beauftragter: Kirche kann im politischen Raum weiterhin überzeugen

Kirche kann nach Ansicht des evangelischen Theologen Dieter Breit im politischen Raum weiterhin überzeugen, wenn sie ohne Überheblichkeit auftritt. „Die Bereitschaft, sich sachliche Kritik anzuhören, ist da“, sagte der langjährige Politikbeauftragte der bayerischen Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd) in München: „Aber die Toleranz für platte Meinungsäußerungen von der Kanzel ist geschrumpft.“ Das Klima zwischen Politik und Kirchen sei kühler geworden. Breit war seit 2002 Beauftragter der Landeskirche für die Beziehungen zu Landtag und Staatsregierung und für Europafragen. Am Buß- und Bettag (Mittwoch, 19. November) wird er in den Ruhestand verabschiedet.

Wenn Kirche am politischen Diskurs partizipieren wolle, „muss sie bereit sein, Dilemmata anzuerkennen, in denen Politik um Kompromisse ringt“, sagte Breit. Allein steile Forderungen zu stellen, sei wirkungslos: „Nur wer Komplexität wahrnimmt und praktikable Vorschläge hat, dessen Kritik wird in der Politik ernst genommen.“ Zwar sei es in Bayern noch so, dass Staatsregierung und demokratische Parteien im Landtag den Dialog mit den Kirchen suchen. Inzwischen achteten aber viele verstärkt darauf, ob die Kirche „theologisch fundiert und fair“ argumentiere.

Noch wollen die Staatsregierung und eine große Landtagsmehrheit bestimmte Kooperationen bewahren, sagte Breit. Dies gelte etwa für den Religionsunterricht als ordentliches Unterrichtsfach. Auch am Staatskirchenvertrag und den Staatsleistungen „wollen die meisten derzeit gern festhalten“. Dennoch habe die kirchenfreundliche Grundstimmung im Freistaat „keine Ewigkeitsgarantie“. Kirche tue „gut daran, ihren Dienst an der Gesellschaft, ihr Engagement für Bedürftige plausibel und ohne Überheblichkeit aufzuzeigen“. Es gelte, „mit Demut und Gottvertrauen, solider Sachkenntnis und konstruktiver Kritik aufzutreten“ – so könne Kirche weiterhin überzeugen.

Der scheidende Politikbeauftragte sah sich selbst nicht als Lobbyist, der kirchliche Sonderinteressen vertritt, sondern vielmehr als Vermittler zwischen Kirche und Staat. Zu den wichtigsten Themen in seiner Amtszeit habe der Lebensschutz gehört, ebenso Fragen der sozialen Gerechtigkeit, Umweltschutz und die Zukunft der ländlichen Räume. Brisant blieb das Thema Asyl und Migration, auch die Corona-Krise sei herausfordernd gewesen.

Breit, 1961 in Augsburg geboren, hat evangelische Theologie, Philosophie und Publizistik studiert und wurde 1989 zum geistlichen Amt ordiniert. Nach Gemeindestationen in Oberbayern wurde er Medienreferent der Landeskirche und gründete deren Pressestelle. 2002 wurde ihm die damals frisch geschaffene Stelle des Politikbeauftragten übertragen, die nun zum 1. Februar 2026 wieder besetzt werden soll. (3563/14.11.2025)