Bayerns Innenminister will interreligiösen Dialog ankurbeln

Die Achtung vor der religiösen Überzeugung anderer ist in der bayerischen Verfassung als Bildungsziel festgeschrieben. Joachim Herrmann will das neu mit Leben füllen. Der Grund hat auch mit dem 7. Oktober zu tun.

 Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) will mit den großen Glaubensgemeinschaften neue Impulse für den interreligiösen Dialog im Freistaat setzen. “Wir stehen da erst am Anfang”, sagte Herrmann der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag) in München. “Im Herbst stelle ich mir einen größeren Kongress vor. Weil wir das einfach brauchen, um die Gesellschaft zusammenzuhalten.”

Der Minister verwies auf die bayerische Verfassung. In ihr ist die Ehrfurcht vor Gott und die Achtung vor der religiösen Überzeugung anderer als Bildungsziel festgeschrieben. “Das müssen wir durchsetzen, das müssen wir leben”, sagte Herrmann. “Wenn Menschen keine Ahnung haben, was die Gläubigen in Synagogen oder Moscheen machen und umgekehrt Muslime nichts vom Christentum wissen, ist das eine Gefahr. Das macht anfällig für Fake News über andere Religionen und entwickelt Ressentiments.”

Der CSU-Politiker sagte, ihn treibe das Thema schon länger um. “Wir leben nicht in einem laizistischen Staat wie Frankreich. Da kann ich als Staat nicht sagen, das geht mich alles nichts an.” Explizit sprach Herrmann aktuelle Spaltungsversuche von Extremisten an. “Es gibt eine Menge Menschen muslimischen Glaubens in Deutschland und Bayern, die lange hier leben und gut integriert sind. Das wollen Rechtsextremisten nicht wahrhaben, sie diskreditieren diese Menschen, als stünde jeder Muslim kurz davor, einen Bombenanschlag zu begehen.”

Andererseits versuchten laut Herrmann Islamisten, den Muslimen hierzulande einzureden: “Ihr bildet euch nur ein, dass ihr hier zu Hause seid, die Deutschen halten eh zu den Juden statt zu den Muslimen.” Mit dem Nahostkonflikt seit dem 7. Oktober sei das alles noch dramatischer geworden.