Studie: Machtmissbrauch an Münchner Musikhochschule bis heute Thema
Bis heute gibt es an der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) Fälle von Machtmissbrauch, Diskriminierung und sexualisierter Gewalt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Praxisforschung und Projektberatung München (IPP), die am Donnerstag vorgestellt wurde. Der Erhebung zufolge haben beispielsweise zwei Drittel der befragten Studierenden Machtmissbrauch erlebt, die sich etwa in destruktiver Kritik, aber auch in körperlicher und psychischer Gewalt ausgedrückt hat. Die Hochschule will mit einem Sieben-Punkte-Plan auf die Studienergebnisse reagieren, sagte HMTM-Präsidentin Lydia Grün.
Die Studie ist nach Angaben von IPP-Geschäftsführerin Helga Dill nicht repräsentativ. Beteiligt haben sich aus den verschiedenen Statusgruppen insgesamt rund ein Viertel der rund 1.840 Studierenden, Lehrenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung. 52 Prozent der Beteiligten sei weiblich, 47 Prozent männlich, 55 Prozent seien unter 30 Jahre alt gewesen. IPP-Soziologin Tinka Schubert zufolge wird das Klima an der HMTM „überwiegend positiv“ bewertet, allerdings sei die Bewertung in diesem Punkt bei Mitarbeitenden aus der Verwaltung deutlich negativer. 60 Prozent sagen, die Arbeitsbelastung sei „nicht zu bewältigen“.
Dill sagte, die gute Nachricht sei, dass im Untersuchungszeitraum seit 2010 „keine schweren sexuellen Übergriffe“ an der HMTM stattgefunden hätten. Allerdings haben 42,5 Prozent der Befragten gesagt, dass sie mindestens einmal eine Situation selbst erlebt, beobachtet oder zumindest davon gehört haben, in der es sexualisierte Gewalt gegeben hat. Die IPP-Geschäftsführerin erläuterte, dass die häufigste genannte Form (14,8 Prozent) unangemessene, sexualisierte Kommentare oder Witze gewesen seien, zu sechs Prozent auch „unerwünschte belästigende Blicke, Gesten, Nachpfeifen“. In weiteren sechs Prozent sei es aber auch um unerwünschte Berührungen gegangen.
HMTM-Präsidentin Lydia Grün sagte, die Studie zeige, dass es an der HMTM bis heute Machtmissbrauch, Fälle von Diskriminierung und sexualisierte Grenzüberschreitungen gebe: „Die hohe Zahl an berichteten Fällen durch Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie erschüttern uns.“ Sie wolle sich im Namen der Hochschule „bei all jenen, die an unserer Hochschule persönliches Leid erfahren haben, entschuldigen“. Im Rahmen des von Grün angekündigten Sieben-Punkte-Plans, der in den kommenden zwölf Monaten umgesetzt werden soll, soll etwa das Studium für junge, also minderjährige Studierende an der HMTM komplett neu geordnet werden.
Die HMTM hatte dem IPP im Frühjahr 2023 den Auftrag zu dieser Studie erteilt. Anlass waren unter anderem Fälle von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch durch Siegfried Mauser, der von 2003 bis 2014 Präsident der HMTM war, sowie den ehemaligen Kompositionsprofessor Hans-Jürgen von Bose. (00/0806/18.04.2024)