Keine Erhöhung, aber härtere Sanktionen für alle, die Termine versäumen. Warum das Bürgergeld auch 2026 nicht steigt, die Leistungen für Asylbewerber aber schon. Und was Linke, BSW und Sozialverband daran kritisieren.
Wer Bürgergeld bezieht, muss sich auch 2026 auf eine Nullrunde einstellen und zugleich auf strengere Sanktionen. Das berichtet die “Bild am Sonntag” und zitiert dabei aus einer Verordnung von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD), die das Kabinett am 10. September beschließen soll.
Singles erhalten danach auch im nächsten Jahr 563 Euro pro Monat, Kinder je nach Alter 357 (0-6 Jahre), 390 (7-14 Jahre) oder 471 Euro (15-18 Jahre). Die Nullrunde beim Bürgergeld hat ihre Ursache in der starken Erhöhung 2024. Damals wurde der Regelsatz wegen der hohen Inflationsrate um 61 Euro erhöht. Weil die Preissteigerung seitdem stark zurückgegangen ist, sind die Regelsätze seit 2025 eigentlich zu hoch. Der Staat darf wegen des geltenden Besitzschutzes die Hilfsleistung für die derzeit rund 5,6 Millionen Empfänger aber nicht kürzen.
Bas kündigte im Gespräch mit der Zeitung außerdem härtere Sanktionsregeln an: “Wer ohne Grund nicht zum Termin kommt, dem wird jetzt deutlich mehr gestrichen. Das Signal ist klar: Wir helfen auf dem Weg in Arbeit, aber dafür muss man mitmachen. Alles andere ist unfair gegenüber denjenigen, die jeden Morgen aufstehen.”
Nach Informationen der Zeitung soll das Bürgergeld bei Terminversäumnissen im Jobcenter um 30 statt wie bisher um 10 Prozent gekürzt werden. Wer als arbeitsfähiger Bürgergeld-Empfänger einen Job wiederholt ablehne, müsse sogar mit einem vollständigen Leistungsentzug rechnen.
Während es beim Bürgergeld eine Nullrunde gibt, sollen die Leistungen für Asylbewerber 2026 laut “Bild am Sonntag”steigen, und zwar um 14 Euro auf 455 Euro im Monat. Bei diesen Leistungen gibt es keinen gesetzlichen Bestandschutz. Deshalb waren sie nach der überproportionalen Erhöhung 2024 im Folgejahr um 19 Euro gekürzt worden.
Die Union begrüßte die Nullrunde als “richtiges Signal”. Parlamentsgeschäftsführer Steffen Bilger (CDU) sagte der “Rheinischen Post” (Montag) weiter, Sanktionen bei denjenigen, die nicht arbeiten wollen, es aber könnten, seien auch eine Frage der Fairness gegenüber denen, die arbeiten gingen und Steuern zahlten: “Zugleich wird es mehr Unterstützung geben bei der Arbeitsvermittlung. Und für neu ankommende ukrainische Flüchtlinge wird es kein Bürgergeld mehr geben.”
Die Linke kritisierte, die weitere Nullrunde beim Bürgergeld sei eine “zutiefst ungerechte Entscheidung und ein unverantwortlicher Angriff auf das Existenzminimum”. Die sozialpolitische Sprecherin Cansin Köktürk sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland weiter, der Regelsatz reiche nicht zum Leben – geschweige denn zur gesellschaftlichen Teilhabe, das hätten Armutsberichte der vergangenen Jahre festgestellt.
Linken-Chef Jan van Aken ergänzte in der “Rheinischen Post” (Montag): “Bärbel Bas macht sich zur Ausführenden einer schwarzen Politik, die bei den Ärmsten knausert und den Superreichen nützt.” Die Regierung verteile milliardenschwere Steuergeschenke an Reiche und Konzerne und stecke dreistellige Milliardenbeträge in die Aufrüstung.
BSW-Parteichefin Sahra Wagenknecht sagte den Funke-Zeitungen (Montag): “Diese Entscheidung ist falsch und Willkür der Ministerin.” Natürlich brauche es grundlegende Reformen gegen Missbrauch beim Bürgergeld, “aber keine faktische Kürzung für Alleinerziehende, die wegen fehlender Kitaplätze oft nicht arbeiten können, und für Arbeitnehmer, die lange eingezahlt haben, wegen der miesen Wirtschaftspolitik ihren Job verlieren und nach kurzer Zeit ins Bürgergeld rutschen”. Für die Ukraine flössen weiter Milliarden, doch “für die Armen hierzulande kommt der Kürzungshammer”.
Der Sozialverband Deutschland warf Bas und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) vor, mit Populismus die Gesellschaft zu spalten. “Wer vor explodierenden Sozialausgaben warnt, Sanktionen verschärfen will und behauptet, Deutschland würde über seine Verhältnisse leben, während er gleichzeitig Bürgergeldempfänger in den Fokus rückt, schürt eine unsägliche Scheindebatte”, sagte die Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: Es sei unverantwortlich, “das Existenzminimum infrage zu stellen, während große Vermögen und hohe Erbschaften kaum zur Finanzierung des Gemeinwesens beitragen”.