Hass, Schikanen und Festnahmen. Ordensfrauen in Indien stehen zunehmend unter Druck. Dagegen protestieren nun die Bischöfe. Auch Oppositionspolitiker kritisieren diese Praxis.
Wegen angeblicher Zwangsbekehrung sind in Indien zwei Ordensfrauen festgenommen worden. Den Vorfall an einem Bahnhof im Bundesstaat Chhattisgarh im Osten des Landes kritisierte die Indische Bischofskonferenz scharf. Die Bischöfe sprachen von einer “besorgniserregenden Welle” von Einschüchterungen und falschen Anschuldigungen gegen Ordensfrauen.
Medienberichten zufolge hatten die Ordensfrauen Ende vergangener Woche drei junge Frauen und einen Adivasi-Mann begleitet. Adivasi ist ein Sammelbegriff für jene Gruppen, die ihre Traditionen auf die Zeiten vor Entstehung des indischen Kastensystems zurückführen. Die Frauen hatten demnach eine Arbeitsstelle in Agra im Bundesstaat Uttar Pradesh – Ort des weltberühmten Mausoleums Taj Mahal – in einem katholisch geführten Krankenhaus in Aussicht. Die Behörden warfen den Ordensfrauen allerdings Zwangsbekehrung vor, was zu ihrer Festnahme durch die Bahnpolizei führte.
Die Indische Bischofskonferenz sprach von “einem alarmierenden Muster an Schikanen und erfundenen Vorwürfen” gegen katholische Ordensfrauen und forderte die Behörden zu sofortigem Handeln auf. Christliche Schwestern würden zunehmend an Bahnhöfen angegriffen, öffentlich beschimpft und eingeschüchtert, so die Bischöfe. Solche Vorgänge stellten nicht nur eine Gefahr für die Sicherheit, sondern auch für die Würde und das Leben dieser Frauen dar.
Auch politisch hat der Fall Wellen geschlagen. Oppositionsführer Rahul Gandhi warf der Regierungspartei BJP und der RSS-Bewegung systematische Minderheitenverfolgung vor. “Das ist kein Rechtsstaat mehr, sondern Herrschaft des Mobs”, sagte Gandhi. Er forderte die sofortige Freilassung der Ordensfrauen und kündigte weitere Proteste gegen die Entwicklungen an.