Bei den Verhandlungen über Frieden in Gaza gibt es offenbar Bewegung. Und Außenministerin Baerbock verkündet auf dem Katholikentag, dass sie sich eine deutsche Beteiligung an einer Schutztruppe vorstellen kann.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sieht neue Chancen für ein Ende des Kriegs im Gazastreifen und kann sich eine Schutztruppe mit deutscher Unterstützung vorstellen. Beim Katholikentag in Erfurt verwies die Grünen-Politikerin am Samstagabend auf einen Dreiphasenplan, der seit Freitag auf dem Tisch liege. Deutschland stehe “genau dahinter, dass die weiteren Geiseln freikommen, dass Hamas den Beschuss einstellt und sich dann schrittweise die israelische Armee zurückziehen kann”.
Baerbock ergänzte: “Und wenn es dann für den weiteren Waffenstillstand und für den Frieden weitere Beiträge braucht für die Sicherheit, für den Wiederaufbau, dann ist für mich klar, dass auch unser Land dabei ist.”
Die Ministerin riet Politikerinnen und Politikern, sie sollten sich trotz vieler Anfeindungen das Menschliche bewahren. “Das ist die große Gefahr, dass wir dann eine Politik betreiben, wo man den Menschen nicht mehr sieht und auch als Politiker die Menschen, für die man arbeitet, nicht mehr sieht.”
Wer in der Öffentlichkeit stehe, achte dann vor allem darauf, keinen Fehler zu begehen und die eigene Persönlichkeit zu verbergen, sagte Baerbock. Das sei Ziel “gerade von den Akteuren, die Hass und Hetze wollen, nämlich die Entmenschlichung der Politik. Genau das Gegenteil sollten wir tun.”
Beim Gespräch mit dem Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Marc Frings, erzählte Baerbock sehr persönlich über ihre Erfahrungen und ihre Besuche in Krisengebieten: “Manchmal habe ich Tränen in den Augen.” Angetrieben werde sie auch von der Frage: “In welcher Welt leben meine Kinder, wenn sie so alt sind wie ich heute?”
Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck unterstützte unterdessen den Kurs der Bundesregierung, der Ukraine den Einsatz deutscher Waffen gegen Ziele auch auf russischem Gebiet zu erlauben. “Das ist deswegen richtig, weil sie es mit einem Gegner zu tun haben, ähnlich wie es bei Hitler gewesen ist, den sie nicht einschätzen können und der mehr als aggressiv ist und mit allen Mitteln seine Ziele erreichen will”, sagte Overbeck. Natürlich werde das “die Kriegsgefahr auch für uns erhöhen”, ergänzte der Essener Bischof im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Aber er sehe keine Alternative.
Mit Debatten über den Zustand der Gesellschaft in Deutschland beendete der Katholikentag am Samstag seine Arbeit. Dabei zogen die Veranstalter eine erste posivite Bilanz: Der Brückenschlag zu der vielfach nicht-christlich geprägten Stadtgesellschaft sei gelungen. Anders als teilweise vorhergesagt, blieb das Katholikentreffen von Unwettern verschont.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) erklärte, das Treffen könne ein Vorbild für die gesamte Gesellschaft sein. Beim Katholikentag bekomme man einen Eindruck davon, wie die Gesellschaft sein könnte, wenn sich alle mit Respekt begegnen, zuhören und ausreden lassen, sagte der Grünen-Politiker der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) und dem Portal katholisch.de.
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert lobt das klare Nein der katholischen Bischöfe zur AfD und hofft, dass andere dem Beispiel folgen. “Das würde ich mir – von den Schützenvereinen bis von mir aus zu den Landfrauen – auch noch viel stärker wünschen.”
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte, es sei offenbar in Deutschland kein gesellschaftlicher Grundkonsens mehr, dass es Solidarität mit den Ärmsten der Welt geben müsse. Sie versprach, bis zur endgültigen Verabschiedung des Bundeshaushaushalts gegen die geplanten Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit zu kämpfen.
Die Ministerin schickte in Erfurt einen begehbaren Lastwagen zum Thema “Eine Welt. Keine Sklaverei” auf die Reise. Zusammen mit dem katholischen Hilfswerk missio rief sie zum Kampf gegen Ausbeutung auf. Der missio-Truck zeigt am Beispiel von Alltagsobjekten wie Smartphones, Orangensaft und Tee, wie verbreitet ausbeuterische Verhältnisse sind. Das Infomobil wird durch Deutschland touren und vor allem in Schulen haltmachen.