Autor Yilmaz: Vermisse politische Offensive gegen Judenhass

Der Autor und Pädagoge Burak Yilmaz vermisst wirksame politische Initiativen gegen Judenhass unter muslimischen Jugendlichen. „Ein paar Wochen drehte sich die Empörungsspirale, nun bleibt wieder alles beim Alten“, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag mit Blick auf die antisemitischen Vorfälle seit Beginn des Nahostkriegs am 7. Oktober.

„In Wahrheit hat die Politik keine echten Antworten auf den Antisemitismus in der Gesellschaft und erkennt nicht die Größe des Problems“, so Yilmaz, der sich mit Vorträgen und Diskussionsrunden an Schulen gegen Hass und Intoleranz engagiert. Daran änderten Slogans wie „Keine Toleranz für Islamisten“ oder „Kampf gegen rechts“ wenig. Die Politik überlasse muslimische Jugendliche sich selbst und blende Probleme bei der Integration lieber aus. „Wir haben es da eher mit Politikverweigerung der demokratischen Parteien zu tun. Ich vermisse eine radikale Offensive.“

Zugleich warnte Yilmaz aber auch vor pauschaler Stigmatisierung junger Muslime. „Im Grunde geht es schon das ganze Jahr so. Es begann mit den Silvesterkrawallen, dann hatten wir die ‚Pascha‘-Debatte, dann die ‚Freibad‘-Debatte und nun die über muslimischen Antisemitismus.“ Diese Debatten kriminalisierten muslimische Jugendliche pauschal. „Das setzt sich fest im öffentlichen Bewusstsein.“ Yilmaz warnt, Deutschland verliere gerade „eine ganze Generation“ migrantischer Jugendlicher. „Eigentlich empfinden die meisten Deutschland als ihr Land. Aber viele haben das Gefühl, dass der Rassismus wächst und ihre Zugehörigkeit gerade wieder verhandelt wird.“

Burak Yilmaz, 1987 in Duisburg geboren, stammt aus einer türkisch-kurdische Familie. Bekannt wurde er seit 2009 mit seinem Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“. Dabei besuchte er das NS-Vernichtungslager immer wieder mit muslimischen Jugendlichen, um sie für die Gefahren von Judenhass zu sensibilisieren. Dafür erhielt Yilmaz das Bundesverdienstkreuz.