Autor Mappes-Niediek: Kriegsgefahr in Südosteuropa gestiegen

Südosteuropa gilt seit jeher als Spielwiese der Großmächte. Experten zufolge könnte der Balkan angesichts der angespannten Weltlage einmal mehr zum gefährlichen Pulverfass werden – mit globalen Folgen.

Der Autor und Südosteuropa-Experte Norbert Mappes-Niediek warnt vor einem erhöhten Sicherheitsrisiko, das in einer polarisierten Welt vom Westbalkan ausgehe. Zwar gelte das Hauptaugenmerk zu Recht der Ukraine, sagte der langjährige Korrespondent am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Aber in einer Situation, in der Russland und Amerika sich beinah im Krieg miteinander befinden, ist die Gefahr größer, dass auch der Balkan wieder zu einem ‚Pulverfass‘ wird. Oder besser gesagt: Zur Lunte, die das Pulverfass auf der ganzen Welt zur Explosion bringt“, so der Journalist und Autor Mappes-Niediek (70).

Seit Jahrhunderten gilt Südosteuropa als eine Spielwiese der Weltmächte. Neben Europa, den USA, China und Russland bauen heute zunehmend auch die Türkei und die Golfstaaten ihren Einfluss in der Region aus. Indes herrschen immer noch Spannungen; auch nach Beilegung der Jugoslawienkriege der 90er polarisieren viele Politiker anhand von Volkszugehörigkeit. Eine ähnliche Situation brachte dem Balkan zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Ruf als „Pulverfass“ ein.

Erneut drängten die Botschafter der EU und der USA in Kosovos Hauptstadt Pristina zu Wochenbeginn auf eine Normalisierung der Beziehungen zu Serbien. Belgrad betrachtet den Kosovo immer noch als serbische Provinz. Streit herrscht außerdem in Bosnien und Herzegowina, wo der nationalistische Serben-Führer Milorad Dodik wiederholt mit Abspaltung drohte. Auch andernorts erschweren politische Spannungen immer noch das Zusammenleben von ethnischen Albanern, Serben, Kroaten und Bosniaken. Erfahrungsgemäß verschärfe Uneinigkeit unter den Großmächten die Gewaltbereitschaft in der Region, sagte Mappes-Niediek.