Der Lebensweg der Worpsweder Malerin Hermine Overbeck-Rohte (1869-1937) steht im Mittelpunkt einer Ausstellung, die das Overbeck-Museum in Bremen-Vegesack am Sonntag eröffnet hat. Sie beleuchtet nach Angaben von Museums-Direktorin Katja Pourshirazi zugleich die Situation der Malerinnen um 1900: „Gesellschaftliche Rollenerwartungen, eingeschränkte Ausbildungsmöglichkeiten und die erste Emanzipationsbewegung prägen diese Zeit.“
Hermine Overbeck-Rohte habe oft im Schatten ihres Mannes Fritz Overbeck (1869-1909) gestanden, der als Mitbegründer der Künstlerkolonie Worpswede prominenter gewesen sei, sagte Pourshirazi. Unter dem Titel „Du traust mir nicht genug Talent zu!“ ist die Ausstellung mit etwa 100 Werken der Künstlerin sowie Fotografien und Dokumenten bis zum 8. März 2026 zu sehen.
Die Künstlerin kam 1896 nach Worpswede, um bei Fritz Overbeck Malunterricht zu nehmen. Sie war mit ihrer Kommilitonin Marie Bock noch vor der berühmten Paula Modersohn-Becker (1876-1907) die erste Malerin im Künstlerdorf.
Nur ein Jahr später heiratet sie ihren Lehrer und ringt fortan darum, beides zu sein: Künstlergattin und Malerin. In ihren ersten Ehejahren, auch nach der Geburt des ersten Kindes, entstehen viele ihrer wichtigsten Werke. „Sie hat ein eigenes Atelier und arbeitet selbstbewusst an der Seite ihres Mannes“, erklärte Pourshirazi. „Doch eine schwere Tuberkuloseerkrankung bremst ihre Schaffenskraft.“ Erst 1991, mehr als 50 Jahre nach ihrem Tod, wird ihr Werk erstmals umfassend öffentlich ausgestellt.