Ausstellung zeigt Grauen des Ersten Weltkrieges

Vier Jahre widmete sich der Verein „Mahnmal Kilian“ im Flandernbunker der „Urkatastrophe“ vor 100 Jahren, dem Ersten Weltkrieg. Nun fasst er diese Jahre in einer großen Austellung zusammen, an der sich auch die Nordkirche beteiligt.

Kriegsengel umgeben von  Jens Rönnau und Anja Manleitner vom Flandernbunker (außen), Christian Kniese von der Landeszentrale für politische Bildung (2.v.l.), Pastor Michael Schwer und Fregattenkapitän Alexander Koch.
Kriegsengel umgeben von Jens Rönnau und Anja Manleitner vom Flandernbunker (außen), Christian Kniese von der Landeszentrale für politische Bildung (2.v.l.), Pastor Michael Schwer und Fregattenkapitän Alexander Koch.Catharina Volkert

Von Catharina Volkert
Kiel. Zwei Engel sind nun im Bunker. Sie sitzen jeweils auf einem Soldatenhelm, in deren Holz jeweils ein Stahlkreuz geschnitzt wurde. Vielleicht halten die Putten eine Keule in der Hand, vielleicht eine Handgranate. Der Bunker heißt "Flandernbunker", er liegt an der Kiellinie in Kiel. 1943 schützte er Truppen der U-Boot-Flottille. 2001 ersteigerte ihn der Verein "Mahnmal Kilian". Sein Ziel: Erinnerung – und Frieden. Jugendliche, Künstler, Politiker, Wissenschaftler, Touristen und interessierte Norddeutsche gehen seitdem in den kahlen Betonräumen der Bunkerruine ein und aus, um Ausstellungen, Workshops und Diskussionsrunden zu besuchen.

Gott als Propagandamittel

Seit 2014 geht es hier um den Ersten Weltkrieg. Etwa 20.000 Besucher hätten sie durch ihre Veranstaltungen bereits erreicht, berichtet Anja Manleitner vom "Mahnmal Kilian". Nun, 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs, zeigt der Verein auf allen drei Geschossen die Ausstellung "Urkatastrophe. Der Erste Weltkrieg und Kiel". Sie erzählt von Themen wie Kriegsgefangenschaft, Post von der Front, Kiel in den Kriegsjahren und von der Kirche. "Für Gott und Vaterland" heißt der Themenschwerpunkt, den die Evangelische Akademie der Nordkirche dazu beiträgt. Zu sehen ist hier, wie Gott zur Propaganda instrumentalisiert wurde. Feldpostbriefumschläge oder feines Kaffeegeschirr aus den Kriegsjahren, sie alle sind beschriftet mit den Worten "Gott mit uns".

Kapitän, Referent und Pastor im Gespräch

Für die Verquickung von Gott und Gewalt stehen auch die Engel aus Holz. Durch Zufall gelangten sie in die Hände der Akademie. "Wir haben unsere Ausstellung ‚Neue Anfänge‘ in der Plöner Nikolaikirche aufgebaut", berichtet Marlise Appel vom Ausstellungsmanagement der Akademie. "Da haben wir einen Raum für unsere Kartons gesucht – und haben diese Putten gesehen". Niemand in Plön wusste etwas von den Kriegsengeln. "Da sie unten abgesägt sind, gehe ich davon aus, dass sie während des Krieges im Kirchraum standen, vielleicht sogar am Altar", sagt Marlise Appel.
Die Schau im Bunker bringt das, was in der Abstellkammer vergessen wurde, ans Tageslicht. Zugleich verbindet sie eine Nachbarschaft, zu der Kirche, Militär und Politik gehören – jene drei Größen, die den Ersten Weltkrieg prägten, halten heute die Erinnerung die "Urkatastrophe" wach.

Erinnerungskultur durch Gespräche wach halten

So haben Pastor Michael Schwer von der benachbarten Emmaus-Gemeinde, Christian Kniese von der Landeszentrale für politische Bildung und Fregattenkapitän und Standortältester
Alexander Koch die Ausstellung mit eröffnet. "Es ist ein Schatz, dass es heute Gespräche gibt, um die Erinnerungskultur zu pflegen", sagte dazu Kapitän Koch.
Die Landeszentrale biete zudem Workshops für Jugendliche im Bunker an, berichtet Kniese. Und der Pastor erzählt, wie seine Gemeinde die Erinnerung an den Krieg wachhält: Auf dem Garnisonsfriedhof pflanzen im Frühjahr die Kita-Kinder Krokusse. "Ich empfinde das als großes Glück", sagt Schwer.

Bis zum 1. März 2019 ist die Ausstellung im Flandernbunker, Kiellinie 249, zu besichtigen. Weitere Infos, auch zu Workshops, unter www.mahnmalkilian.de.