Religiöse Riten und bewegliche Skulpturen aus dem Mittelalter stehen ab Freitag, 28.11.2025 im Mittelpunkt der neuen Ausstellung „Praymobil“ im Suermondt-Ludwig-Museum Aachen. Scheinbar „lebendige“ Figuren wie Jesus auf einem fahrbaren Esel oder ein Kruzifix mit beweglichen Armen hätten die Menschen im Mittelalter in Staunen versetzt, erklärte das Museum in Aachen. Sie seien bei Prozessionen, Andachten und religiösen Spielen zum Einsatz gekommen.
Ausstellung „Praymobil“ zeigt Vielfalt mittelalterlicher Bewegkunst
Gezeigt werden laut Museum rund 80 außergewöhnliche Objekte aus acht Ländern. Sie machten sichtbar, „wie mittelalterliche Künstler Bewegung, Mechanik und Glaubenserfahrung miteinander verbanden“. Bei den beweglichen Skulpturen handele es sich um ein faszinierendes, bisher kaum erforschtes Phänomen mittelalterlicher Kunst. In der Ausstellung sind etwa Marienfiguren mit Christkind im Bauch oder mit fließenden Tränen zu sehen, bewegliche Kruzifixe mit denen die Kreuzigung und Grablegung nachgestellt werden konnten, Christi-Leichname oder Figuren, die an Christi Himmelfahrt in das „Heiliggeistloch“ im Kirchgewölbe gezogen wurden.
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Die beweglichen Figuren seien weit mehr gewesen als bloße Kuriositäten, erklärte der Sammlungsleiter des Museums und Kurator der Ausstellung, Michael Rief. „Sie besaßen eine unmittelbare spirituelle, emotionale und performative Kraft, die Gläubige tief bewegte.“ Auch die technische Gestaltung sei oft erstaunlich raffiniert.
Ausstellung zeigt Wandel religiöser Bildtraditionen
Die Ausstellung spanne den Bogen vom Spätmittelalter über das 19. Jahrhundert bis hin zu lebendigen Traditionen der Gegenwart, hieß es. Als Beispiel wurde etwa der „Streuengelchen“-Brauch in Aachen genannt, bei dem eine bewegliche Engelsfigur Süßigkeiten auf die Straße regnen lässt. „Auch heute suchen Menschen nach Momenten, in denen Dinge lebendig werden – ob in digitalen Welten, in immersiven Kunstinstallationen oder in religiösen Ritualen“, sagte Museumsdirektor Till-Holger Borchert. Das Bedürfnis nach Präsenz, Berührung und Staunen sei zeitlos.
