Ausstellung in Hamburg nimmt Feste und Feiern unter die Lupe

Köln hat den Karneval, München das Oktoberfest und Norddeutschland das „Wacken Open Air“: Gefeiert wird überall. Dass es auch schon die alten Griechen und Römer kräftig krachen ließen, zeigt eine Ausstellung in Hamburg.

„Es gibt kein Köln ohne Karneval“, zitiert der Film eine Tanzmarie aus der Narrenhochburg am Rhein. Währenddessen zeigt die Kamera feiernde Massen, und es erklingt Schunkelmusik im Dreivierteltakt. So wie der Karneval zu Köln gehört, so gehörten wohl auch die Gladiatorenspiele zum Römischen Reich.

Eine Ausstellung in Hamburg geht dieser Verbindung zwischen antiker und zeitgenössischer Festkultur nach. Die Schau „Feste feiern!“ ist ab Freitag bis zum 25. August im Museum für Kunst und Gewerbe und zu sehen. Die These der Kuratoren Frank Hildebrandt und Manuela van Rossem: Der Grundstein für unsere heutigen Feste wurde schon in der Antike gelegt.

Anhand des größten Fests zu Ehren der Göttin Athena im alten Athen, der sogenannten Panathenäen, stellt die Schau den klassischen Ablauf eines Festes vor. „Ein Fest hatte damals vier Elemente: Prozession, Ritual, Wettkampf sowie Essen und Trinken“, erläutert Hildebrandt, Leiter der Sammlung Antike des Museums. Darstellungen auf Jahrhunderte alten Vasen und Schalen zeigen, wie das Fest ausgesehen haben muss. Beliebte Motive sind das Darbringen von Tieropfern und die symbolische Übergabe eines neuen Gewands für die Göttin Athena – also zwei Rituale.

Am Beispiel der Gladiatorenspiele zeigt die Ausstellung, wie aus einem Fest ein Großevent wurde. „Die Spiele beschäftigten ganze Wirtschaftszweige“, so Hildebrandt. Gladiatorenschulen hätten die Kämpfer ausgebildet, Wildtiere seien gefangen und gehalten worden, Handwerker hätten die Kulissen gebaut. Auf Öllampen, Geschirr und Gläsern sind Kampfszenen aus der Arena zu sehen. „Das sind die Merchandise-Artikel von damals.“ Auch Hooligans habe es schon gegeben – wie ein Wandbild aus Pompeji beweist. Es zeigt sich prügelnde Menschen zwischen kleinen Verkaufsständen.

Ein von Hamburger Studenten eigens für die Präsentation gestalteter Kiosk zeigt, wie Merchandising für die Gladiatorenspiele heute aussehen könnte. Feilgeboten werden T-Shirts mit der Aufschrift „Sparta ist nur einmal im Jahr“, Athena-Figuren à la Barbie und einem Sticker-Album „Stars der Arena“.

Die Schau geht auch der Frage nach, wie das frühe Christentum die antike Festkultur übernahm. Wichtiger Ideengeber waren die römischen Mysterienkulten, also Festen mit geheimen Ritualen, die nur Eingeweihten bekannt waren. Dazu zählt der Kult zu Ehren des Sonnengottes Sol. Am 25. Dezember 274 weihte der Kaiser in Rom einen Tempel für diesen Gott ein und etablierte damit einen Staatskult mit jährlichem Fest. Es erwies sich offenbar für die Christen als so reizvoll, dass sie möglicherweise das Datum für ihr Weihnachtsfest übernahmen. „So kommt über das Christentum die Festkultur der Griechen und Römer in unser Hier und Heute“, weiß Hildebrandt.

Für den zeitgenössischen Zugang sorgt der eingangs erwähnte Film mit Ausschnitten aus acht öffentlichen Festen und privaten Feiern. „Wir sind ein Jahr lang quer durch die Republik gereist und haben verschiedene Fest- und Feierkulturen aufgenommen“, sagt Co-Kuratorin Manuela van Rossem. Die 45-minütige Doku wurde eigens für die Ausstellung produziert und ist auch auf dem Youtube-Kanal des Museums abrufbar.

Neben dem Kölner Karneval dienen das Münchner Oktoberfest und das schleswig-holsteinische Metalfestival „Wacken Open Air“ als Anschauungsbeispiele. Einblicke in private Anlässe bieten eine Trauerfeier in Hamburg und eine aramäische Hochzeit im ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück.

Die Parallelen zur Antike sind nicht zu übersehen. So erinnert der Kölner Rosenmontagszug an die alten Prozessionen. Und das traditionelle Kräftemessen findet heute etwa auf dem „Teufelsrad“ auf dem Münchner Oktoberfest statt. Auf der immer schneller kreisenden Scheibe klammern sich Besucher fest und wetteifern, wer am längsten durchhält.

Ein zentrales Element bei allen Festen und Feiern heute wie früher laut den Ausstellungsmachern: Menschen kommen zusammen und reden miteinander. „Das ist etwas, auf das wir auch heute verstärkt achten sollten“, so Hildebrandt. „Die Ausstellung ist auch ein Aufruf zum Feiern.“