Die Krankenkassen investieren eine Rekordsumme in Prävention. Verbraucher profitieren von mehr Angeboten. Auch Pflegebedürftigkeit soll vermindert werden.
Mehr Gesundheitskurse, mehr Beratung und mehr Programme zur Vorbeugung für die Versicherten: Die Krankenkassen in Deutschland haben im vergangenen Jahr rund 686 Millionen Euro in Gesundheitsförderung und Prävention investiert – so viel wie noch nie zuvor.
Damit überstiegen die Ausgaben erstmals wieder deutlich das Niveau von 2019, also der Zeit vor der Corona-Pandemie. Damals lagen die Investitionen bei etwa 630,8 Millionen Euro, wie der Spitzenverband der gesetzlichen Kassen (GKV) am Mittwoch in Berlin mitteilte. Laut dem aktuellen Präventionsbericht von GKV-Spitzenverband und Medizinischem Dienst Bund wurden Angebote in Kitas, Schulen, Pflegeeinrichtungen und Gemeinden ebenso ausgebaut wie betriebliche Gesundheitsprogramme. Zusätzlich profitierten Versicherte von einer größeren Auswahl an zertifizierten Kursen zu Bewegung, Ernährung oder Stressbewältigung, hieß es.
“Die Zahlen zeigen das große Engagement der Kranken- und Pflegekassen in allen Bereichen der Gesundheitsförderung und Prävention”, sagte der Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Oliver Blatt. Allerdings seien das wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgaben. Daher müssten Bund, Länder und Kommunen mehr Verantwortung übernehmen.
Der Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bund, Stefan Gronemeyer, verwies auf eine zunehmende Bedeutung der Prävention von Pflegebedürftigkeit: “Vor dem Hintergrund knapper personeller und finanzieller Ressourcen sollten alle zur Verfügung stehenden Ansätze ausgeschöpft werden, um Pflegebedürftigkeit möglichst zu verhindern und Einschränkungen der Selbstständigkeit möglichst lange hinauszuzögern.”
Laut der Statistik haben die Kassen die Zahl ihrer gesundheitsfördernden Aktivitäten in Kitas, Schulen und Kommunen deutlich gesteigert. Mit 5.160 dokumentierten Aktivitäten (plus 16 Prozent) erreichten die Krankenkassen nach eigenen Angaben fast 8,9 Millionen Menschen, vor allem in Kitas und Grundschulen. Bei der Teilnahme an individuellen Gesundheitskursen wurden fast 1,9 Millionen Versicherte unterstützt – 17 Prozent mehr als 2023. Die Kurse befassen sich mit Bewegungsförderung, Stressbewältigung, Ernährung und Reduzierung von Suchtmitteln.
Die Ausgaben für betriebliche Gesundheitsförderung sind 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent auf 282 Millionen Euro gestiegen. Zugleich sank die Zahl der erreichten Betriebe um 5 Prozent auf 28.142. Diese Entwicklung sei möglicherweise auf die gesamtwirtschaftlichen Probleme zurückzuführen, heißt es.
Zusätzlich hat die Pflegeversicherung 2024 insgesamt 25 Millionen Euro für Präventionsleistungen in stationären Pflegeeinrichtungen investiert. Das entspricht einem Zuwachs von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erreicht wurden damit wie bereits 2023 insgesamt 125.000 Pflegebedürftige – wobei die Zahl der erreichten Pflegeeinrichtungen im Vergleich zu 2023 um 6 Prozent auf rund 2.600 leicht sank.