Auschwitz und Klimawandel – Lutherische Versammlung endet
Der Lutherische Weltbund (LWB) warnt vor den Folgen des Klimawandels. „Der unnachgiebige Anstieg der globalen Temperaturen“ führe zu einem Verlust von Biodiversität, menschlichem Leben und ganzer Gemeinschaften, heißt es in der Schlussbotschaft der diesjährigen Vollversammlung im polnischen Krakau (Dienstag), die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in englischer Sprache vorliegt. Der weltweite Dachverband LWB vertritt 77 Millionen lutherische Christen aus 150 Kirchen in 99 Ländern.
Weiter heißt es: „Wir hören und anerkennen den dringenden Ruf zum Handeln.“ Die Menschen seien Teil der Schöpfung Gottes. Daher wolle sich der LWB künftig verstärkt für wirtschaftliche Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit einsetzen.
In ihrer am Dienstag in Krakau mit 88 Prozent der Delegiertenstimmen angenommenen Schlussbotschaft blickten die Delegierten auch auf einen gemeinsamen Besuch im NS-Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zurück. Dort hatten sie der mehr als eine Million an dieser Stelle ermordeten Menschen gedacht. „Sie wurden wie Vieh transportiert und in den Tod gesandt“, heißt es in der Erklärung. „Wir gingen dorthin, um die Wahrheit zu sehen. Sie wurden angelogen, erniedrigt und ermordet. Wir haben ihrer gedacht.“
Ferner heißt es, die Delegierten hätten sich beim Gang durch Auschwitz-Birkenau auch „anderer Orte unaussprechlicher Verbrechen“ erinnert. In einer ersten Fassung des Textes waren ursprünglich Länder wie Kambodscha oder Ruanda genannt. Nach einem Antrag aus den Reihen der deutschen Delegation verzichtete die Versammlung aber auf die Nennung konkreter Orte, um Auschwitz nicht vergleichbar zu machen.
In der Schlussbotschaft verpflichtete sich die Versammlung, gegen Lügen, hasserfüllte Sprache und Grausamkeiten aufstehen zu wollen. „Wir beten: Nie wieder.“ Zudem erinnerte der LWB daran, dass sich bereits die Vollversammlung in Budapest 1984 vom Antisemitismus Martin Luthers distanziert habe, und betonte den christlich-jüdischen Dialog.
Ferner sprach sich die Vollversammlung in ihrer Abschlussbotschaft gegen alle Formen von Gewalt und Diskriminierung aus, auch aufgrund von sexueller Orientierung oder Fremdenfeindlickeit. Alle Menschen seien „nach dem Abbild Gottes geschaffen, mit gleicher Würde, die nicht kompromittiert werden kann“. Die Versammlung betonte zudem die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der Kirche. Derzeit ordinieren etwa 90 Prozent der LWB-Mitgliedskirchen Frauen. Eine Mitgliedskirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche Lettlands, hatte die bereits eingeführte Frauenordination vor einigen Jahren wieder zurückgenommen. „Es sollte kein Unterschied zwischen dem ordinierten Amt von Frauen und Männern gemacht werden“, heißt es in der Erklärung.
Im Laufe des Dienstags wollte die Vollversammlung noch weitere öffentliche Statements und Resolutionen beschließen. Darin sollte es unter anderem um den russischen Krieg in der Ukraine, die Rechte indigener Völker und das 500-Jahr-Jubiläum des Augsburger Bekenntnisses 2030 gehen.