„Augsburger Bekenntnis“ kritisch diskutieren

BREMEN/BONN – Der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, regt eine kritische Auseinandersetzung mit Teilen des reformatorischen „Augsburger Bekenntnisses“ an. Unter anderem halte das Dokument aus dem Jahr 1530 fest, dass Christen rechtmäßig Kriege führen könnten, sagte der leitende Bremer Theologe in Bonn. Dazu müsse aus heutiger Sicht deutlich Stellung bezogen werden.
„Dabei kann es nicht um ein Verstecken der ursprünglichen Formulierungen oder um kleine Anmerkungen auf Internetseiten gehen“, betonte Brahms, der auch theologischer Repräsentant der Bremischen Evangelischen Kirche ist. „Es braucht vielmehr eine klare inhaltliche Kommentierung dieser Bekenntnissätze.“ Friedensethisch seien die Kirchen der Reformation einer Linie verpflichtet, die Krieg vermeiden müsse, Gewaltfreiheit betone und den Frieden vorbereite. Ein christlicher Pazifismus sei nie nur eine individuelle Gewissensentscheidung, sondern immer auch eine politische Option.
Das „Augsburger Bekenntnis“ ist die entscheidende Glaubensgrundlage für 70 Millionen evangelisch-lutherische Christen in aller Welt. Autor des Textes war der Reformator Philipp Melanchthon (1497-1560), ein enger Mitarbeiter Martin Luthers. Das Dokument wurde am 25. Juni 1530 auf dem Reichstag von Augsburg von protestantischen Fürsten an Kaiser Karl V. überreicht. Evangelische Theologen legten darin in 28 Artikeln ihre Lehre dar und bemängelten Missstände in der damaligen Kirche. Der 16. Artikel hält unter anderem fest, dass eine legitim eingesetzte öffentliche Regierung zur „guten Ordnung Gottes“ gehört. Der Staat sei berechtigt, gerechte Kriege zu führen. epd